Sankt Petersburg (russisch Sankt-Peterburg) ist mit 5 Millionen Einwohnern die nach Moskau zweitgrößte Stadt Russlands und die viertgrößte Europas.
Sankt Petersburg liegt im Nordwesten des Landes an der Mündung der Newa in die Newabucht am Ostende des Finnischen Meerbusens und ist die nördlichste Millionenstadt der Welt. Die Stadt wurde 1703 vonPeter dem Großen auf Sumpfgelände nahe dem Meer gegründet, um den Anspruch Russlands auf Zugang zur Ostsee durchzusetzen. Über 200 Jahre lang trug sie den heutigen Namen, von 1914 bis 1924 hieß sie Petrograd (Петроград), und sie wurde von 1924 bis 1991 zu Ehren von Lenin, dem Gründer der Sowjetunion, Leningrad (Ленинград) genannt (die drei Namen sowie den im russischen Alltagssprachgebrauch häufig verwendeten Kurznamen der Stadt, Piter, anhören?/i).
Die Stadt ist seit des 18. Jahrhundert die Hauptstadt des Russischen Kaiserreiches, ist ein europaweit wichtiges Kulturzentrum und beherbergt den wichtigsten russischen Ostseehafen.
Die historische Innenstadt mit 2.300 Palästen, Prunkbauten und Schlössern ist Weltkulturerbe der UNESCO. In dieser Hinsicht wird St. Petersburg weltweit nur noch von Venedig übertroffen.
Die ursprünglich in einem Sumpfgebiet gebaute Stadt liegt an der Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen. Das Stadtgebiet umfasst etwa 1.431 km² einschließlich der administrativ seit 1999 zu Sankt Petersburg gehörenden Vororte wie beispielsweise Peterhof und Puschkin, davon etwa 10 Prozent Wasser. Die Stadt besteht aus 42 Inseln. Ursprünglich waren es mehr gewesen, zahlreiche Kanäle zwischen ihnen wurden jedoch mittlerweile zugeschüttet. Die Stadt selbst musste zwei bis vier Meter über dem Meeresspiegel gebaut werden. Die Newa-Mündung befindet sich nämlich ungefähr auf Meereshöhe, und die ersten Bauarbeiter stießen in wenigen Zentimetern Tiefe auf Grundwasser. Die Ufer wurden schon früh mit Granitblöcken befestigt, was Sankt Petersburg nicht nur vor dem Wasser schützt, sondern viel zum spezifischen Stadtbild beiträgt. Alexander Puschkin beschrieb es als: „Die Stadt kleidet sich in Granit“.
Durch ihre Lage wenige Meter über dem Meeresspiegel ist die Stadt stets durch Hochwasser bedroht. Das auf einer nahen Insel gelegene Kronstadt ist ein Referenzpunkt für das Höhennull. Die Bezugsfläche dieses Kronstädter Pegels liegt etwa 15 Zentimeter höher als der in Deutschland gültige Amsterdamer Pegel und ist in großen Teilen Osteuropas und war in den Neuen Bundesländern bis 1993 Referenzpunkt für Höhenmessungen. Die Stadt ist oft ein Opfer von Überschwemmungen geworden. Die offizielle Statistik zählt seit der Stadtgründung 295 Überschwemmungen (Stand: 2003), davon allein 44 seit 1980. Die schlimmsten Fluten waren 1824 (je nach Statistik 200 bis 500 Tote) und 1924.
Sankt Petersburg liegt auf demselben Breitengrad wie die Städte Oslo und Stockholm, der Südteil Alaskas und die Südspitze Grönlands. Es hat ein typisches Meeresklima, das Wetter ist wechselhaft und kann innerhalb kurzer Zeit umschlagen. Die Sommer sind vergleichsweise mild mit Durchschnittstemperaturen von 19 bis 22 °C, im Winter sinken die Durchschnittstemperaturen allerdings auf −4 bis −8 °C. Die Maxima betragen +37 °C im Sommer (2010) und −42 °C im Winter (1941 und andere, allerdings unsichere Angaben). Aufgrund der Lage wird es zur Zeit der Sommersonnenwende nachts nicht vollständig dunkel (sog. „Weiße Nächte“).
St. Petersburg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für St. Petersburg
Quelle: Roshydromet, wetterkontor.de
|
Die Newa ist mit 74 Kilometer Länge zwar ein sehr kurzer, aber einer der wasserreichsten Flüsse Europas. Sie wird bis zu 600 Meter breit und hat eine starke Strömung. Von den 74 Kilometern seiner Strecke liegt der Fluss rund 28 Kilometer lang innerhalb des Stadtgebiets von Sankt Petersburg.
Bis in das 19. Jahrhundert hinein genügte die Biologie der relativ flachen Bucht der Newa allein, um das Abwasser aus Sankt Petersburg zu reinigen. Selbst heute machen die Abwässer der 5 Millionen Einwohner zählenden Industriestadt erst 2 Prozent der Gesamtwassermenge der Newa aus. Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch brachen erste wassergebundene Epidemien wie Cholera und Typhus aus. Allein während der Typhus-Epidemie von 1908 starben etwa 9.000 Menschen. Durch eine Änderung der Einleitungsbedingungen konnte dem Problem ab 1910 vorerst abgeholfen werden. In den 1950er- und 1960er-Jahren sorgte der starke Anstieg der Bevölkerungszahlen erneut für eine Eskalation des Abwasserproblems. Hinzu kam die stärkere Verschmutzung der Newa an ihrem Flusslauf – sie entwässert den Ladogasee, an dessen Ufer zahlreiche Fabriken liegen und der selbst über seine Zubringer das Schmutzwasser zahlreicher russischer Städte aufnimmt. Eine Kläranlage wurde gebaut, allerdings erreichen bis heute 25 bis 30 Prozent der städtischen Abwässer ungeklärt den Fluss und die Bucht. In der Bucht leben vor allem Süßwasser-, aber einige Brackwasserbewohner. Das biologische System ist hoch veränderlich und leidet unter menschlichen Eingriffen. Zusammen mitMoskau gilt Petersburg als eine der am stärksten verschmutzten Städte Russlands.
Seit 1978 ließ die sowjetische Regierung den Petersburger Damm quer durch die Newabucht bauen, um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen. Im Gegensatz zu den meisten Überflutungen durch Flüsse rühren die Überschwemmungen an der Newa nämlich nicht daher, dass der Fluss von seinem Oberlauf mehr Wasser mitbringt, sondern daher, dass Westwind in den Finnischen Meerbusen drückt und den Abfluss des Wassers verhindert oder in extremen Fällen die Fließrichtung umkehrt.
Die Konstruktion wurde Ende der 1980er-Jahre aus Gründen des Umweltschutzes vorläufig abgebrochen: Der Damm störte die Zirkulation des Küstenwassers, große Teile des Wassers standen still, die Wasserqualität sank erheblich. Befürchtungen gehen dahin, dass die gesamte Bucht sich in einen Sumpf verwandeln könnte. Der Damm wurde jedoch seit 1990 mit niederländischer Hilfe und Unterstützung der Europäischen Investitionsbank weiter gebaut und 2010 vollendet. Da die Umweltschutzargumente gegen den Damm aber weiterhin vorhanden sind, bleibt das Thema in der Stadt sehr umstritten.
Sankt Petersburg gliedert sich in 18 „Rajon“ genannte Stadtbezirke, die ihrerseits in insgesamt 111 Verwaltungseinheiten der nächsten Ebene unterteilt sind (81 munizipale Bezirke, 9 Städte, 21 Siedlungen).
Nr. | Rajon | Russischer Name | Einwohner 12. Januar 1989 |
Einwohner 9. Oktober 2002 |
Einwohner 1. Januar 2010 |
Unterstellte Städte |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Admiralteiski[A 1] | Адмиралтейский | 230.186 | 187.837 | 170.315 | |
17 | Frunsenski | Фрунзенский | 433.420 | 405.274 | 390.980 | |
4 | Kalininski | Калининский | 511.794 | 469.409 | 456.984 | |
5 | Kirowski | Кировский | 391.721 | 338.820 | 320.119 | |
6 | Kolpinski[A 2] | Колпинский | 179.014 | 175.396 | 183.596 | Kolpino |
7 | Krasnogwardeiski | Красногвардейский | 377.765 | 336.342 | 323.633 | |
8 | Krasnoselski | Красносельский | 315.561 | 305.129 | 307.801 | Krasnoje Selo |
9 | Kronstadtski[A 3] | Кронштадтский | 45.053 | 43.385 | 42.755 | Kronstadt |
10 | Kurortny[A 4] | Курортный | 71.151 | 67.511 | 68.020 | Selenogorsk, Sestrorezk |
11 | Moskowski | Московский | 352.924 | 275.884 | 290.290 | |
12 | Newski | Невский | 446.602 | 438.061 | 439.761 | |
14 | Petrodworzowy[A 2] | Петродворцовый | 123.219 | 115.318 | 116.919 | Lomonossow, Peterhof[A 5] |
13 | Petrogradski | Петроградский | 174.300 | 134.607 | 124.790 | |
15 | Primorski | Приморский | 208.387 | 393.960 | 415.809 | |
16 | Puschkinski[A 2] | Пушкинский | 129.436 | 118.171 | 124.798 | Pawlowsk, Puschkin |
2 | Wassileostrowski | Василеостровский | 229.936 | 199.692 | 195.115 | |
3 | Wyborgski | Выборгский | 460.855 | 419.567 | 410.043 | |
18 | Zentralny[A 6] | Центральный | 342.182 | 236.856 | 218.548 |
Anmerkungen:
Wappenbeschreibung:
„In Rot zwei silberne gestürzte und gekreuzte Anker, der rechte ein Stockanker (mit zwei flachen Flunken) und der linke ein Draggen (mit vier spitzen Flunken), von einem goldenen Zepter senkrecht überlegt. Auf dem Schild die goldene Zarenkrone, hinter ihr zwei gekreuzte russische Reichszepter mit dem russischen Doppeladler als Knauf. Das blaue Band des Ordens des heiligen Andreas des Erstberufenen umgibt den Schild.“ |
|
Wappenbegründung:
Ein Wappen hat die Stadt seit etwa 1729, als es ihr von Peter I. verliehen wurde. Anfangs schwebte der russische Doppeladler über den heute wieder im Wappen vorhandenen Wappenfiguren – den zwei Ankern und dem Zepter in der bekannten gekreuzten Form. An die Stelle des Wappens trat während der Zeit der Sowjetunion ein nach links fahrendes vollgetakeltes dreimastiges Segelschiff (Fregatte) mit der weiß-blauen Andreasflagge an den Masten und am Heck. Es nahm Bezug auf die Fluss- und Seehäfen der Stadt. |
Laut dem Ergebnis der letzten Volkszählung vom 14. Oktober 2010 hatte Sankt Petersburg 4.879.566 Einwohner. Das sind etwa drei Prozent der gesamten Einwohnerzahl Russlands. Im September 2012 wurde der fünfmillionste Einwohner registriert.[12] Der durchschnittliche Bruttomonatslohn betrug 2009 nach offiziellen Angaben 23.000 Rubel.
Sankt Petersburg war seit seiner Gründung eine Stadt großer sozialer Gegensätze. Seit der Perestroika und dem Untergang der Sowjetunion brechen diese wieder verschärft auf.
In Sankt Petersburg gilt eine Zuzugssperre – Wohnrecht in der Stadt erhält nur, wer Wohnung und Arbeit nachweisen kann oder mit einem Einwohner verheiratet ist. Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass in der Stadt im Jahr 2000 etwa 16.000Straßenkinder lebten.
Die ehemals multikulturell geprägte Stadt ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts überwiegend, laut offizieller Statistik zu 89,1 %, von ethnischen Russen bewohnt. Dazu kommen 2,1 % Juden, 1,9 % Ukrainer, 1,9 % Weißrussen sowie kleinere Gruppen von Tataren, Kaukasiern, Usbeken, Wepsen und Finnen.
Trotz der zu Sowjetzeiten staatlich verordneten Religionsfeindschaft sind 2004 nach Schätzungen nur noch 10 Prozent der Bevölkerung Atheisten. Der Großteil ist russisch-orthodox, wobei es in der Stadt aber heftige Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten und Reformern gibt. Die Kirchengebäude gehören überwiegend dem russischen Staat. Peter der Große untersagte den Bau von Zwiebeltürmen. Dies ist der Grund, dass sich in der ganzen Stadt nur ein einziger solcher Turm aus der Vorkriegszeit findet – er befindet sich an der Stelle, wo Zar Alexander II. ermordet und die Auferstehungskirche für ihn errichtet wurde. Die zahlreichen Kirchenneubauten in den Randgebieten werden hingegen meist im traditionellen russischen Stil errichtet. 1914 wurde von der tatarischen Gemeinde am Nordufer der Newa die weithin sichtbare Petersburger Moschee errichtet. In der Nähe des Mariinski-Theaters befindet sich die im orientalischen Stil erbaute und 2003 komplett renovierte Synagoge. Sie ist das drittgrößte jüdische Gotteshaus in Europa.
→ Liste von Kirchen in Sankt Petersburg: Übersicht aller Kirchengebäude
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1944 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1959 bis 2010 um Volkszählungsergebnisse. In der Tabelle wird die Anzahl der Einwohner in der Stadt selbst ohne die Einwohner im Vorortgürtel aufgeführt, außerdem für die Volkszählungen 1959 bis 1989 für die Stadt mit Vororten (mit den im Umland liegenden Städten und Siedlungen städtischen Typs, die dem Leningrader Stadtsowjet unterstellt waren).
Alle diese Städte und Siedlungen im Umland wurden 1998 eingemeindet, so dass die Angabe der Einwohner mit Vororten ab 2002 entfällt. Die Einwohnerzahl von 2002 ist daher mit der Zahl von 1989 mit Vororten zu vergleichen. Abzüglich der Einwohnerzahl der 1998 eingemeindeten Ortschaften hatte Sankt Petersburg im Jahr 2002 in den Grenzen von 1989 4.137.563 Einwohner. Die Einwohnerzahl der eigentlichen Stadt war also zwischen 1989 und 2002 um 322.861 zurückgegangen, die der ehemaligen Vororte um 39.426. In den Folgejahren stieg die Einwohnerzahl wieder stark an. Nach Berechnungen wurde die 5-Millionen-Grenze am 22. September 2012 überschritten.[2] Das Wachstum ist allerdings ausschließlich auf Zuwanderung zurückzuführen, da die Sterberate in den vorhergehenden Jahren weiterhin die Geburtenrate übertraf.[13]
|
|
Die ab 1703 erbaute Stadt ist vergleichsweise jung. Ihre Baukunst wurde stärker von westeuropäischen Vorbildern beeinflusst als etwa Moskau. Markanter als bei jeder anderen Metropole ist das Stadtbild Petersburgs geprägt vom Klassizismus in all seinen Spielarten, auch wenn Historismus und Jugendstil die Gebrauchsarchitektur an den Straßenzügen der Innenstadt mitbestimmen.
Die barocken Bauten der Zeit Peters des Großen († 1725) sind von zunächst holländischen, dann auch französischen Vorbildern bestimmt. Eine fast klassizistische Strenge und Zurückhaltung im Dekorativen sind Merkmale des ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Die Gliederung der Palastfassaden verwendet eher flache Pilaster als plastische Säulen. Trezzini ist der maßgebende Architekt dieser Ära. In seine Zeit fällt auch die Anlage der drei breiten, vom Turm der Admiralität ausgehenden Hauptachsen ("Prospekte").
Peter-und-Paul-Festung | Trezzini | 1713–1733 |
Peter-und-Paul-Kathedrale | Trezzini | 1712–1733 |
Sommer-Palais | Trezzini | 1710–1714 |
Kikin-Palast | Schlüter | 1714 |
Alexander-Newski-Kloster | Trezzini | 1715–1722 |
Kunstkammer | 1718–1734 | |
Die Zwölf Kollegien | Trezzini | 1722–1744 |
Menschikow-Palais | 1735 |
Unter Elisabeth (1741–1761) verlagerte sich die Bautätigkeit auf das Südufer der Newa. Ein 1730 vorgelegter Generalbebauungsplan legte detaillierte Bestimmungen für Traufhöhen und Fluchtlinien fest. In Elisabeths Regierungszeit werden die Gestaltungsmittel abwechslungsreicher. Die Fassaden bekommen kräftige Farben und schmuckhafte Dekorationselemente. Dichte Säulenreihen erzeugen Licht- und Schattenwirkungen und die Grundrisse werden komplexer. Bemerkenswert ist, daß sich "altrussische" Stilelemente auf die Verwendung des Fünf-Kuppel-Motivs beschränken. Baumeister dieser Zeit waren vor allem Bartolomeo Francesco Rastrelli, daneben auch Sawwa Tschewakinski.
Winterpalast | Rastrelli | 1754–1762 |
Katharinenpalast | Rastrelli | 1751–1756 |
Konstantinpalast | Rastrelli | um 1750 |
Schlosses Peterhof | Rastrelli | 1747–1752 |
Stroganow-Palais | Rastrelli | 1753–1754 |
Scheremetew-Palais | Tschewakinskij | um 1730–1750 |
Smolny-Kathedrale | Rastrelli | 1748–1757 |
Nikolaus-Marine-Kathedrale | Rastrellischule | 1753–1762 |
Den Stil der Regierungszeit Katharinas der Großen (1762–1796) könnte man als "spätbarocken Klassizismus" charakterisieren. Auf Bauplastik wird eher verzichtet und die Farbigkeit reduziert sich auf gelb-graue Töne. Ein Lieblingsmotiv repräsentativer Bauten ist fortan der Portikus. Iwan Starow und Giacomo Quarenghi waren die führenden Architekten.
Gostiny Dwor | Rastrelli, de la Mothe |
1861–1885 |
Kleine Eremitage | de la Mothe | 1764–1774 |
Marmorpalast | Rinaldi | 1768–1785 |
Dreifaltigkeitskathedrale im Alexander-Newski-Kloster |
Starow | 1776–1790 |
Akademie der Wissenschaften | Quarenghi | 1783–1789 |
Taurisches Palais | Starow | 1783–1789 |
Alexanderpalast | Quarenghi | 1792–1796 |
Alte Eremitage | Veldten | 1778 |
Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts setzt in St. Petersburg der "Alexandrinische Klassizismus" ein. Dem westeuropäischen Empire entsprechend verbindet er mit dem treu nachgeahmten Vorbild der "dorischen" Antike strenge Geradlinigkeit und monumentale Wirkung. Im ersten Drittel des Jahrhunderts entstanden bedeutende Platzanlagen, wie die vor der Kasaner Kathedrale, auf der Wassilijewski-Insel (Strelka), dem Marsfeld (1817-1829), und der Schlossplatz sowie das gesamte Viertel um das Alexandrinski-Theaterbekamen ihre heutige Gestalt. Bedeutendster Architekt dieser Zeit war der Italiener Carlo Rossi. Eine mit russischen Elementen angereicherte Variante dieses Stils wurde vor allem von Wassili Stassow gepflegt.
Kasaner Kathedrale | Woronichin | 1801–1811 |
Börse auf der Wassiljewski-Insel |
Thomon | 1804–1810 |
Admiralität (Umbau) | Sacharow | 1806–1823 |
Isaakskathedrale | Montferrand | 1820–1858 |
Generalstab | Rossi | 1819–1829 |
Dreifaltigkeitskathedrale | Stassow | 1827–1835 |
Rossi-Straße | Rossi | 1828–1834 |
Senat und Synode | Rossi | 1829–1834 |
Neue Eremitage | Klenze | 1839–1852 |
Auch der Historismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit seinen Bahnhofs-, Theater-, Warenhaus-, Bank-, Zirkus- und Wohnhausfassaden folgt weitgehend westeuropäischen, aus Renaissance und Barock abgeleiteten Stilmustern. Eine so weitgehende Rezeption "altrussischer" Architekturmotive wie bei der Auferstehungskirche bleibt seltene Ausnahme im Stadtbild.
Moskauer Bahnhof | 1851 | |
Grand Hotel Europe | 1873–1875 | |
Circus Ciniselli | 1877 | |
Auferstehungskirche | Parland | 1882–1917 |
Auch die Bauten des "Jugendstils" zwischen der Jahrhundertwende und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914, in Russland auch als Petersburger Moderne[14] bezeichnet, sind noch eher von einer Anhäufung klassizistischer oder eklektizistischer Versatzstücke geprägt, als von der floralen Eleganz des Art Nouveau in Wien oder den romanischen Ländern. Den Übergang zu der formal strengen, ornamentlosen Architektur der Moderne markiert die Deutsche Botschaft von Peter Behrens.
Kamennoostrowski-Prospekt | ab 1900 | |
Jelissejew | Baranowski | 1902–1903 |
Witebsker Bahnhof | 1901–1904 | |
Singer-Haus | 1904 | |
Don-Asow-Bank | Frederik Lidwal | |
Deutsche Botschaft | Behrens | 1912 |
Nach der Oktoberrevolution wurden einige konstruktivistische Projekte verwirklicht. In der totalitären Ära ab 1932 war eine gemäßigte Form des Stalinschen Monumentalstils ("Sozialistischer Klassizismus") zu beobachten. Zentrum der Bautätigkeit war das neugeplante Stadtviertel um das Haus der Sowjets am Moskauer Platz.
Verwaltungsgebäude des Kirow-Rajon |
Noi Trotzki | |
Textilfabrik „Rotes Banner“ | Erich Mendelssohn | 1923 |
Haus der Sowjets | Noi Trotzki | um 1940 |
Die Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht, deren erklärtes Ziel es war, die Stadt "vom Erdboden verschwinden zu lassen", brachte schwerste Zerstörungen über die Stadt. Bei der enormen Kraftanstrengung des Wiederaufbaus nach 1945 wurde großer Wert auf die Wiederherstellung des alten Stadtbildes und die Restaurierung der denkmalwerten Architektursubstanz gelegt. Markante Beispiele für Neubauten sind die Stationen der Metro sowie der Moskowski-Prospekt. In den 1960er und 1970er Jahren erweiterte sich die Stadt durch riesige, planvoll angelegte Neubausiedlungen.
Sankt Petersburg war lange Zeit der Sitz der russischen Zaren. In der Stadt entfalteten sie die ganze Pracht ihres immensen Reichtums, von der bis heute zahlreiche Zeugnisse zu sehen sind. Im Hinblick auf die 300-Jahr-Feier im Jahr 2003 wurden zahlreiche der Sehenswürdigkeiten aufwendig restauriert. Die Stadt besitzt neben den 250 Museen ungefähr 4000 geschützte Kultur-, Geschichts- oder Baudenkmäler. 15 % der Gebäude in Sankt Petersburg – insgesamt rund 2400 Gebäude – wurden von der UNESCO als Denkmäler der Architekturgeschichte eingestuft. Damit wird Petersburg in dieser Hinsicht nur noch von Venedig übertroffen. Die Stadt hat allerdings Probleme, die Kosten zur Erhaltung dieser Baudenkmäler aufzubringen. Neben der schieren Menge gibt es auch andere Probleme: Teilweise sind die Häuser nach der Sowjetzeit in einem desaströsen Bauzustand und müssten dementsprechend aufwendig restauriert werden. Zum anderen sorgen die Industrie und der starke innerstädtische Verkehr für eine starke Luftverschmutzung, die insbesondere den Fassaden zusetzt. Obwohl seit 2004 Anstrengungen unternommen werden, zumindest einige Baudenkmäler zu privatisieren, gehören immer noch etwa 80 % aller Petersburger Immobilien dem russischen Staat.
Markantestes Gebäude der Skyline und höchstes Gebäude der Stadt ist der Fernsehturm Sankt Petersburg. Er befindet sich außerhalb der Innenstadt, die vor allem auf der Admiralitätsseite der Newa liegt.
Der mit hunderten historischer Paläste und Gebäude ausgestattete Newski-Prospekt, die Haupteinkaufsstraße der Stadt, erstreckt sich über vier Kilometer von der Admiralität beziehungsweise der Eremitage nebst Dworzowaja Ploschtschad – dem Parade- und Schlossplatz – bis zum Alexander-Newski-Kloster, der sogenannten Lawra. Letzteres ist nach dem russischen Volkshelden Alexander Newski, der Prospekt allerdings nach der Newa benannt. Zu den am Newski-Prospekt gelegenen Sehenswürdigkeiten zählen die Kasaner Kathedrale und das Kaufhaus Gostiny Dwor. Der Prospekt stößt auf den Ploschtschad Wosstanija, den „Platz des Aufstandes“. Der Newski-Prospekt führt über folgende Kanäle:
Unweit des Newski-Prospekts stehen weitere Sehenswürdigkeiten:
das Russische Museum, das sich neben der Auferstehungskirche befindet, die Isaakskathedrale, die sich unmittelbar an die Admiralität und die Eremitage anschließt, die Peter-und-Paul-Festung – eine befestigte Insel, Haseninsel genannt, auf der dem Prospekt gegenüberliegenden Seite der Newa, mit zugehöriger Kathedrale, in der Zaren und Großfürsten beerdigt wurden. In einer Kapelle der Kathedrale wurde der letzte Zar Nikolaus II. mit seiner Familie und seiner Dienerschaft beigesetzt. In der Festung wurden schließlich zahlreiche Prominente der russischen Geschichte (im frühen 19. Jahrhundert zum Beispiel die Dekabristen, später die Anarchisten Michail Bakunin und Peter Kropotkin) festgehalten. Der Kreuzer Aurora kann auf derselben Newa-Seite nordwestlich der Festung besichtigt werden.
Der eherne Reiter, das Smolny-Kloster, die Rossistraße, der Sommergarten und die Christi-Auferstehungskirche befinden sich alle auf der südlichen Newa-Seite. Als besonders reizvoll gilt ein Spaziergang durch die Stadt während der Weißen Nächte im Frühsommer, dem nächtlichen Höchststand der Sonne.[15]
In der südlichen beziehungsweise südwestlichen Umgebung Sankt Petersburgs sind das Schloss Peterhof, dieses UNESCO-Weltkulturerbe, Pawlowsk und die Stadt Puschkin beliebte Ausflugsziele. Im Letzteren ist im Katharinenpalastdas nachgebaute Bernsteinzimmer zu besichtigen. Der Peterhof ist eine direkt am Meer gelegene weite Schlossanlage mit Palast, Schlosskirche, Orangerie, kleinen Lustschlössern wie „Monplaisir“, „Marly“ und einer besonders schönen Fontänen-Kaskade in Hanglage mit markanten vergoldeten wasserspeienden Bronzeskulpturen.
Der Peterhof, der nach 35 Minuten Fahrt mit der Elektritschka vom Baltischen Bahnhof ausgehend mit Zielbahnhof Oranienbaum Haltepunkt ist, das Schloss Pawlowsk sowie der Katharinenpalast wurden im Verlauf des Zweiten Weltkrieges von den deutschen Besatzern zu großen Teilen verwüstet und nach dem Krieg in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut und restauriert. Vom Witebsker Bahnhof aus lassen sich Pawlowsk und Puschkin leicht mit dem 'Elektritschka'-Vorortzug erreichen. An dieser Bahnstrecke befindet sich der Halt „21 km“, der an der südlichen Belagerungslinie der Stadt im Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Neben den Gleisen erinnern gegen Süden gerichtete damalige Kanonen an die deutsche Belagerung.
Sankt Petersburg ist eine Stadt, in der Kunstsammlungen, Theater, Literatur, Ballett und Musik Weltgeltung besitzen.
Die Stadt weist nach eigenen Angaben 221 Museen auf. Darüber hinaus gibt es 45 Galerien und Ausstellungshallen sowie 80 Kulturhäuser (Stand November 2013).[16] Sie lassen sich in vier Komplexe – Historische Museen, Kunstmuseen, Museen für Spezialgebiete sowie Museen berühmter Persönlichkeiten unterteilen.[17]
Das Arktis- und Antarktismuseum ist eines der Spezial-Ausstellungsgebäude.
Die 1734 gegründete Kunstkammer war die erste offizielle Sammlung von damals zeitgenössischen Kunstwerken.[16]
Die Eremitage ist mit drei bis vier Millionen Besuchern im Jahr der bestbesuchte und wohl international wichtigste Ausstellungskomplex. Sie gehört zu den bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Sie beherbergt eine immens große Sammlung der europäischen bildenden Kunst bis 1917 sowie die weltweit größte Juwelensammlung. Das Museum nimmt fünf Bauten in Anspruch mit einer Gesamtausstellungsfläche von 57.475 m² und einer Lagerfläche von 45.000 m². Der Winterpalast, in dem sich ein Großteil der Sammlung befindet, ist dabei eine eigene Sehenswürdigkeit.
In ihrem Archiv beherbergt die Eremitage mehr als 2,7 Millionen Ausstellungsstücke. In den 350 Ausstellungsräumen sind davon 65.000 organisiert in sechs Sammlungen ausgestellt. Es sind Sammlungen über Prähistorische Kunst, Kunst und Kultur der Antike, Kunst und Kultur der Völker des Ostens, Westeuropäische Kunst und Russische Kunst zu sehen, sowie Juwelenschätze und numismatische Exponate. Da der größte Teil der russischen Kunst mittlerweile in das Russische Museum ausgelagert wurde, ist die westeuropäische Kunst und Kultur der bedeutsamste Teil der Sammlung.
Die Exponate umfassen unter anderem Werke von Leonardo da Vinci (eines bzw. – unter Kunsthistorikern umstritten – auch zwei der weltweit bekannten zwölf Originale), Raffael, Tizian, Paolo Veronese, El Greco, Goya, Lucas Cranach dem Älteren, mehr als 40 Bilder von Rubens, 25 Werke von Rembrandt und diverse seiner Schüler, Vincent van Gogh, 37 Bilder von Henri Matisse, Pierre-Auguste Renoir, Paul Gauguin, 31 Bilder von Pablo Picasso sowie Bilder von Édouard Manet und Wassily Kandinsky.
Das Museum entstand als Privatsammlung der Zaren, seit 1852 war es öffentlich zugänglich. Nach der Oktoberrevolution wurden zahlreiche Privatsammlungen enteigneter russischer Adliger in die Eremitage überführt. Die Belagerung der Stadt überstanden die Bestände weitgehend unbeschadet im Keller des Museums, die wertvollsten Stücke waren ausgelagert worden. 1948 wurden die Kunstbestände aufgestockt durch einen großen Teil der Sammlung des Museums für neue westliche Kultur in Moskau. Von den vielen Touristenzielen der Stadt ist die Eremitage wahrscheinlich das bedeutendste. Es besteht eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Solomon R. Guggenheim Museum.
In der Stadt befinden sich 80 Theaterstätten und 100 Konzerthäuser.[16] Das Mariinski-Theater ist eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt. Es nahm seine Arbeit im Jahr 1783 auf[16] und ist die Heimat des Mariinski-Balletts.
Das Alexandra- oder Alexandrinski-Theater wurde auf Erlass der Zarin Elisabeth I. 1756 gegründet. Eine aus Schülern des Kadettenkorps zusammengestellte Truppe bildete das erste ständige Theater Russlands. Erst 1832 erhielt das Ensemble sein heutiges prächtiges Gebäude, das unter Leitung des Architekten Carlo Rossi entstand.
Im Rahmen der klassischen Musik sind neben der Oper (siehe oben) vor allem die Sankt Petersburger Philharmoniker zu nennen. Im gleichnamigen Gebäude in der Stadt befindet sich das Stammhaus dieses Orchesters mit Weltniveau.
In der Stadt lebten und arbeiteten die Komponisten Michail Glinka, Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow, Pjotr Tschaikowski, Igor Strawinski und Dmitri Schostakowitsch. Michael Glinka (1804–1857), in Nowo-Spaskoje geboren, studierte am Adelsinstitut von Sankt Petersburg, sein Grabmal befindet sich auf dem Tichwiner Friedhof. Die Oper „Boris Godunow“ von Modest Mussorgski (1839–1981) wurde im Mariinski-Theater uraufgeführt.Alexander Borodin (1833–1887) wurde in Sankt Petersburg geboren und ist in der Stadt gestorben.
Schostakowitsch (1906–1975), geboren in Sankt Petersburg, studierte von 1919 bis 1925 am Petrograder Konservatorium. Während der Belagerung komponierte er 1941 seine Leningrader Symphonie. Die ersten drei Sätze entstanden während der Leningrader Blockade durch die Deutschen. Die Sinfonie ist Ausdruck des Durchhaltewillens der Leningrader Bevölkerung und aller sowjetischen Menschen. Sie wurde vollendet und in Kuibyschewuraufgeführt. Die Orchesterpartituren hatten Helfer danach durch die deutsche Blockade hindurch in die Stadt (Leningrad) geschafft und unter Lebensgefahr für Aufführende und Zuhörer fand das Konzert im Großen Saal der Philharmonie am 8. August 1942 unter Karl Eliasberg statt, welches im gesamten sowjetischen Rundfunk übertragen wurde. Im Jahr 1975 erhielt dieser Saal den Namen Schostakowitsch-Saal.
Mit der nachlassenden Staatskontrolle in der Perestroikazeit entwickelte sich im Leningrad der 1980er-Jahre eine sehr lebendige Rockmusikszene.[18] Ein Teil der Bands entstand unter dem Dach des Leningrader Rockclubs, andere waren aus verschiedenen Landesteilen hierher gezogen. Im Gegensatz zur Hauptstadt Moskau, wo die Bürgerfreiheiten strenger überwacht wurden, konnte sich die Kunst in Leningrad vergleichsweise frei entfalten. Die damals entstandenen Bands und Interpreten haben ihren Einfluss bis heute nicht verloren. Zu diesem Teil der russischen Musikszene, der in Russland als „Piterski Rock“ („Petersburger Rock“) bekannt ist, zählen Bands wie „Aquarium“ mitBoris Grebenschtschikow, „Kino“ mit Wiktor Zoi, „Alissa“ mit Konstantin Kintschew, „AuktYon“ mit Leonid Fjodorow, „Pop-Mechanika“ mit Sergei Kurjochin, „Zoopark“ mit Michail „Mike“ Naumenko oder „DDT“ mit Juri Schewtschuk (ausUfa).
Diese Musik lehnt sich an westliche Stilrichtungen an, behält aber die für „das russische Ohr“ typische Tonalität bei. In den Liedertexten finden sich oft Parallelen zu den Autoren des Silbernen Zeitalters, einer kulturellen Blütezeit in Petersburg und Moskau am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Die Stadt ist einer der wichtigsten Orte für die Entwicklung des Balletts. Sergei Djagilew, Marius Petipa, Vaslav Nijinsky, Mathilda-Maria Kschessinskaja und Anna Pawlowa waren maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt. Hier befindet sich die wahrscheinlich berühmteste Ballettschule der Welt – die Waganowa-Ballettakademie, gegründet im Jahr 1738.
Das Ende der kulturellen Blütezeit Sankt Petersburgs fiel zeitlich mit dem Aufkommen der Filmindustrie zusammen. Bei bemerkenswerten Filmen bis 1990 handelt es sich zu einem Großteil um Verfilmungen klassischer russischer Literatur. Es gibt dutzende Verfilmungen von Anna Karenina (die ersten sind eine russische und eine französische, beide von 1911, die erste westliche, die vor Ort gedreht wurde, ist von 1997) oder einige Versionen von Dostojewskis Der Idiot (die erste ist eine russische, von 1910).
Einige Filme beziehen sich auf die Stadtgeschichte. Neben einer großen Anzahl sowjetischer Propagandafilme gibt es bisher aber erst wenige Werke: In seiner Art eigenständig ist der Film Noi Vivi (Italien, 1942), eine Verfilmung des in der Stadt spielenden Buches von Ayn Rand Wir leben, der vor dem Hintergrund der sowjetischen Oktoberrevolution eine Kritik des faschistischen Italien versucht. Die Geschichte um die Tochter des letzten Zaren Anastasia wurde mehrfach verfilmt. Besonders bekannt sind die Versionen von 1956 mit Ingrid Bergman und das Zeichentrick-Musical (USA, 1997) von Don Bluth, ehemaliger Chefzeichner von Walt Disney. Besonders das Zeichentrick-Musical bezieht sich zwar sowohl auf die Stadtgeschichte als deren optische Opulenz, verfremdet beides aber so stark, dass es kaum wiederzuerkennen ist. Der italienische Spezialist für Filme über die russische Geschichte Giuseppe Tornatore drehte einen Film über die Belagerung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Für die meiste internationale Resonanz sorgte bisher von allen Petersburger Filmen Russian Ark, der, in der Eremitage gedreht, 300 Jahre russische Geschichte in einem einzigen Schnitt Revue passieren lässt. Der Film Der Untergang wurde in der Stadt gedreht, da die historische Innenstadt in Teilen große Ähnlichkeiten zum Berlin des Jahres 1945 aufweist.
In Petersburg (damals noch Leningrad) spielt der Kultfilm Intergirl von Pjotr Todorowski, der letzte große Kinoerfolg der Sowjetunion vor deren Untergang.
Der James Bond-Film GoldenEye (1995) zeigt die Stadt in einem schon fast postapokalyptisch zu nennenden Zustand. Ein anderer britischer Action-Film, Midnight in St. Petersburg (1996) hingegen hat opulente Aufnahmen der Petersburger Sehenswürdigkeiten. Der Film Onegin (1999 unter anderem mit Liv Tyler) nimmt die Existenz des Puschkin-Gedichtes als Ausgangspunkt. In Das Rußland-Haus, einem Spionage-Thriller mit Sean Connery,Michelle Pfeiffer und Klaus Maria Brandauer, wird ein romantisches Bild der Stadt gezeigt.
Masjanja (russisch Масяня) ist eine beliebte russische nicht-kommerzielle Internet-Trickfilm-Serie, deren Handlung in Sankt Petersburg spielt.
Zahlreiche bekannte russische Künstler haben in Sankt Petersburg gelebt und gearbeitet, darunter Literaten wie Alexander Puschkin, Fjodor Dostojewski, Nikolai Gogol, Anna Achmatowa, Alexander Blok und Joseph Brodsky.
Die Stadt besitzt rund 2000 Bibliotheken[16], von kleinen Volksbibliotheken in den einzelnen Stadtteilen bis zu mehreren bedeutenden Büchersammlungen. Die 1795 errichtete Saltykow-Schtschedrin-Bibliothek ist seit den späten 1990er Jahren Teil der Russischen Nationalbibliothek und mit einem Bestand von 30 Millionen Werken nach der Russischen Staatsbibliothek in Moskau die zweitgrößte Russlands. In ihrem Bestand befinden sich Bücher in 85 Sprachen. Die Sammlung enthält die erste im ostslawischen Raum entstandene und datierte Handschrift, das kirchenslawische Ostromir-Evangelium aus dem Jahr 1057. Die 1714 gebaute Bibliothek der Akademie der Wissenschaften weist 17 Millionen Bände auf. Die Puschkin-Bibliothek ist mit 5000 Werken zwar deutlich kleiner, besitzt dafür aber einen wertvollen Bestand von Werken aus der privaten Bibliothek des Dichters.
Petersburg, als Zarenstadt über Jahrhunderte kulturelles Zentrum Russlands, zog eine große Zahl von Schriftstellern an, die die Stadt literarisch verewigten. Nachdem in den ersten Jahrzehnten nach dem Bau der Stadt den Zaren preisende Auftragslyrik das Bild bestimmt hatte, begann 1833 mit Puschkins Gedicht Der eherne Reiter eine andere Art der Literatur dominant zu werden. Das Gedicht thematisiert den russischen Beamten Jewgeni, der am Reiterstandbild Peters des Großen, dem Wahrzeichen der Stadt, zur Zarenbeschimpfung ansetzt. Doch er erregt den Zorn der Statue.
Und auf des Hengstes blankem Rücken
Mit der emporgestreckten Hand
Ihn vorwärts treibend mit den Blicken
Braust funkensprühend der Gigant
Der arme Irre hastet weiter
Wohin auch immer er sich kehrt,
Der eherne, erzürnte Reiter
Folgt überall auf seinem Pferd.
Diese späteren Texte haben eine verblüffende Ähnlichkeit, was Motive, Sprache, Atmosphäre, aber auch oft den Sinn anbelangt – so viel Ähnlichkeit, dass die Literaturwissenschaft dafür den Begriff Petersburger Text geprägt hat. Die Allgegenwart der Macht des Zaren wie des russischen Staatsapparates, die Beamten- und Soldatenstadt sind ebenso ein stetig wiederkehrendes Thema wie der Wahnsinn, Hochwasser und Überschwemmung, Zerstörung, Untergang, Fieberwahn und (Alb-)Traumstadt.
Viele Literaten attestieren der Stadt eine gewisse Unwirklichkeit, eine Aura dessen, dass sie nicht ganz real ist. Das beginnt schon mit dem Mythos, die Stadt sei in der Luft gebaut worden und erst danach auf die Erde gesunken, weil man auf diesem Gelände eigentlich gar nicht bauen könne. Literatur-Nobelpreisträger Joseph Brodsky attestiert: „Es gibt keinen Ort in Russland, wo die Imagination sich mit solcher Leichtigkeit von der Realität ablöst.“ Nikolai Gogolsagte bereits 1835 über den Newski-Prospekt: „Hier ist alles Trug, alles Traum, alles nicht das, was es scheint.“
Allein der Plan, eine Großstadt am Ende der Welt inmitten von Sümpfen zu bauen, gibt Sankt Petersburg diesen Gründungsmythos mit, der die literarische Stimmung bis zur Oktoberrevolution bestimmt. Selbst Giacomo Casanova ließ sich von der Stimmung der Stadt beeinflussen. 1764 schrieb er: „Alles erschien mir, als hätte man es schon als Ruine gebaut. Man pflasterte die Straßen und wusste, dass man sie sechs Monate später erneut würde pflastern müssen.“
Besonders bekannte Nachfolger Puschkins waren in dieser Tradition Nikolai Gogol mit dessen Petersburger Erzählungen sowie der wahrscheinlich berühmteste Schriftsteller der Stadt, Fjodor Dostojewski, dessen Romane und Erzählungen Weiße Nächte, Arme Leute, Der Doppelgänger, Der Idiot und Schuld und Sühne in der Stadt spielen. Das Haus seiner Romanfigur Raskolnikow findet sich in der Stadt, über die er schreibt: „Es wehte ihn daraus immer eine rätselhafte Kälte an, dieses prächtige Panorama war für ihn mit einem stummen, dumpfen Geist erfüllt.“
Mit dem symbolistischen Roman Petersburg (1913) schrieb Andrei Bely eines der Meisterwerke der russischen Literatur. Er steht am Beginn der Reihe der Großstadtromane der Moderne und wurde so oft mit James Joyce’ Ulyssesund Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz verglichen.
Mit der Oktoberrevolution und der Verlagerung der Hauptstadt entstanden weiterhin literarische Werke hoher Bedeutung, die allerdings nicht mehr den typischen Petersburger Text widerspiegelten. Alexander Bloks Erzählung Die Zwölfvon 1918 schilderte den Marsch von zwölf Rotarmisten durch die Stadt. Schließlich erscheint Jesus an der Spitze der Gruppe. Daniil Charms, einer der letzten Vertreter der frühen russischen Avantgarde, verfasste neben Die Komödie der Stadt Petersburg zahlreiche kurze Stücke. Eines davon, An der Kaimauer, greift wiederum die klassischen Motive des Petersburger Textes auf:
An der Kaimauer unseres Flusses hatte sich
eine sehr große Menschenmenge versammelt.
In den Fluss gefallen war der Regimentskom-
mandeur Sepunow. Er verschluckte sich in
einem fort, sprang bis zum Bauch aus dem Wasser.
[…]
„Er geht unter“, sagte Kusma.
„Klar geht er unter“, bestätigte ein Mann mit
einer Schirmmütze.
Und tatsächlich, der Regimentskommandeur
ging unter.
Die Menge begann sich zu verlaufen.
Der gebürtige Petersburger Vladimir Nabokov kehrt in seinen Büchern immer wieder an den Ort seiner Kindheit zurück. Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa, Ossip Mandelstam, Welimir Chlebnikow, Sergei Jessenin undJoseph Brodsky verewigten die Stadt durch ihre Lyrik. Ebenso wie als Stadt der Literatur erschien die Stadt immer als eine der verfolgten Literatur. Bereits Dostojewski und Puschkin wurden vom Zar verfolgt, nach der Oktoberrevolution wurden zahlreiche Literaten ermordet, bekamen Berufsverbot oder sie wanderten aus, sofern es ihnen möglich war. Ossip Mandelstam bemerkte: „Kein anderes Land nimmt Poesie so wichtig wie Russland, nirgendwo sonst werden ihretwegen so viele Menschen umgebracht.“
Der bekannteste Sportverein der Stadt ist der Fußballklub Zenit Sankt Petersburg. Die Saison 2007 konnte Zenit, das seine Heimspiele im 21.000 Zuschauer fassenden Petrowski-Stadion austrägt, erstmals als russischer Meister abschließen. Der Verein gehört seit einigen Jahren dem gleichzeitigen Hauptsponsor Gazprom, der seit der Übernahme viele Millionen in die Verstärkung des Kaders sowie den laufenden Bau der neuen Gazprom-Arena gesteckt hat. Im Spieljahr 2007/2008 gewann der Fußballklub nach 4:1 im Viertelfinale gegen Bayer Leverkusen und 4:0 gegen Bayern München im Halbfinale den UEFA-Pokal in Manchester durch ein 2:0 gegen dieGlasgow Rangers sowie in Monaco den UEFA Super Cup mit einem 2:1 gegen Manchester United. Zur Saison 2010 feierten sie den russischen Pokalsieg durch ein 1:0 gegen FK Sibir Nowosibirsk im Rostower Stadion Olimp-2. 2011 und 2012 wurde Zenit erneut russischer Meister.
Der Fußballverein Dynamo Sankt Petersburg spielt nach der Saison 2010 wieder in der drittklassigen 2. Division, nachdem er für ein Jahr in die 1. Division aufgestiegen war.
Der Eishockeyverein SKA Sankt Petersburg spielt in der Kontinentalen Hockey-Liga, während der HK WMF Sankt Petersburg an der Wysschaja Hockey-Liga teilnimmt. Die größten Eishockeystadien sind das SKK Peterburgski, die Eissportarena Sankt Petersburg und der Jubileiny-Sportkomplex.
Der Damen-Volleyballverein Leningradka Sankt Petersburg spielt in der höchsten Spielklasse Russlands, der Superleague. Darüber hinaus ist in der Stadt der Basketballverein BK Spartak Sankt Petersburg beheimatet.
Zu den Bewohnern von Sankt Petersburg zählten einige herausragende Schachspieler: Michail Botwinnik (langjähriger und mehrmaliger Weltmeister zwischen 1948 und 1963), Boris Spasski (Weltmeister von 1969 bis 1972, über Schachgrenzen hinaus bekannt durch das sogenannte Match des Jahrhunderts gegen Bobby Fischer (Vereinigte Staaten) 1972 in Reykjavík, das wegen des Ost-West-Konfliktes im Kalten Krieg weltweites Interesse erregte), sowie Viktor Kortschnoi (heute Schweiz), langjähriger Vize-Weltmeister und Emigrant aus der Sowjetunion. Kortschnoi erlangte internationale Bekanntheit durch die Duelle mit Anatoli Karpow um die Weltmeisterschaft 1978 in Baguio und 1981 in Meran, welchen große politische Brisanz innewohnte. Karpow lebte lange Jahre in Leningrad.
Zu herausragenden Verfassern von Schachaufgaben, die in Sankt Petersburg wohnten, zählen Botwinniks früher Sparringspartner Sergei Kaminer, die Brüder Kubbel und Alexei Troizki.
Sankt Petersburg war historisch das Zentrum der russischen Wissenschaft und ist neben Moskau immer noch der wichtigste Bildungs- und Wissenschaftsstandort. In der Stadt sind über 120 Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen ansässig. Davon sind 43 staatlich-zivil, 22 militärisch und etwa 50 werden privat betrieben, sind aber staatlich lizenziert. Zu den bekannteren Universitäten gehören die Staatliche Universität Sankt Petersburg, die Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen, die Staatliche Polytechnische Universität, die Russische Kunstakademie und das Sankt Petersburger Konservatorium. Zu den militärischen Institutionen gehören beispielsweise die Militärische ingenieurtechnische Universität, die Militärakademie der Fernmeldetruppe, S. M. Budjonny und die Militärakademie für rückwärtige Dienste und Transportwesen.
In der Stadt sind etwa 600.000 Einwohner in Bildung und Wissenschaft beschäftigt, darunter sind ungefähr 340.000 Studierende.
In Petersburg lebten und wirkten mehrere Nobelpreisträger, darunter als letzter Schores Alfjorow, der Nobelpreisträger für Physik des Jahres 2000.
Mit dem Stecklow-Institut für Mathematik verfügt St. Petersburg über ein mathematisches Forschungsinstitut von Weltrang. Führende Mathematiker, unter anderem der Fields-Medaillen-Preisträger Gregori Perelman, wirkten an diesem Institut.
Die russisch-orthodoxe Kirche hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder deutlichen Zuwachs erhalten, aber auch andere Religionsgemeinschaften haben Zulauf. So ist Sankt Petersburg Sitz des Zentralen Kirchenamtes und der Kanzlei des Erzbischofsder Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) in der St. Petri-Kirche sowie der Evangelisch-Lutherischen Kirche des Ingermanlandes in Russland. Die finnisch-lutherische und schwedisch-lutherische Kirche befinden sich in der Nähe, ebenso eine römisch-katholische und eine armenisch-apostolische Kirche.
Mit dem Gunsetschoinei-Dazan gibt es einen buddhistischen Tempel in der Stadt.
In einer Umfrage aus dem Jahr 2013 bezeichneten sich 70 % der Einwohner als orthodox (1995 waren es noch 58 %). Weitere 20 % gaben an nicht gläubig zu sein. Insgesamt waren 55 Prozent der Meinung, die Russische-Orthodoxe Kirche habe einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben in Sankt Petersburg.[19]
Sankt Petersburg ist ein Zentrum russischer Forschung und Entwicklung. Dementsprechend beherbergt es ein großes Potenzial an Betrieben aus diesem Bereich. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der russischen Rubelkrise von 1998 konnte die Stadt große Teile ihres Potenzials retten.
In Sankt Petersburg finden sich Betriebe fast aller Zweige der verarbeitenden Industrie, ein besonderer Schwerpunkt liegt aber auf dem Schiff- und Maschinenbau. Unter anderem werden alle russischen atomgetriebenen Eisbrecher in der Stadt gefertigt. Weitere Schwerpunkte des industriellen Sektors in der Stadt sind Radioelektronik (vor allem in der Luft- und Raumfahrt), neue Baustoffe (eine der vorrangigen Wachstumsbranchen), Energiemaschinenbau (Branchenbetriebe gelten als weltweit wettbewerbsfähig), Bau medizinischer Geräte, Vorbeugungsmedizin und Gesundheitswesen sowie ökologisches Engineering. Außerdem besitzt die StadtMöbelindustrie, Nahrungsmittelindustrie (unter anderem Baltika-Brauerei) und erdölverarbeitende Industrie. In jüngster Zeit beginnt die Informationstechnik eine größere Rolle einzunehmen.
Zahlreiche russische Großkonzerne, vor allem solche mit hohem Staatsanteil, verlagern gegenwärtig ihre Hauptquartiere aus Moskau an die Newa. Die Steuern der Gazprom-Öltochter Gazprom Neft, der AußenhandelsbankVTB, der Reederei Sovtorgflot, die Pipeline-Firma Transnefteprodukt oder der Fluggesellschaft Transaero sollen in Zukunft das Stadtbudget auffüllen.
Der Erfolg dieser Wirtschaftsansiedlung ist aber nur bedingt auf die guten Petersburger Investitionsbedingungen zurückzuführen, sondern administrativ gesteuert. Ausländische Unternehmen entscheiden sich dagegen aus nüchternen Kalkulationen für ihre Standorte. Russlands Automarkt boomte zu Beginn der 2010er Jahre, die Zulassungszahlen von Import-Pkw erreichten die des früheren Quasi-Monopolisten Lada. Zudem sind wegen des 2012 erfolgten WTO-Beitritts Sonderkonditionen bei Importzöllen entfallen, die das russische Wirtschaftsministerium für die Errichtung von Kfz-Produktionsstätten im Land ausgeschrieben hat. Aus diesem Grund wurde von einer Entwicklung Petersburgs hin zum „russischen Detroit“ gesprochen – die Stadt siedelte bislang die Hälfte aller ausländischen Automobilwerk-Projekte an. Besonders begünstigt wird diese Entwicklung durch einen relativ guten logistischen Anschluss (vor allem über den größten russischen Hafen), qualifizierte Arbeitskräfte, erschlossene Gewerbeflächen, lokale Steuervergünstigungen und die Nähe zum Hauptabsatzmarkt.
Neben der boomenden Autoindustrie haben in der Stadt an ausländischen Unternehmen unter anderem Wrigley, Gillette, Rothmans, Unilever, Japan Tobacco und Coca-Cola nennenswerte Investitionen getätigt. Fast eine Milliarde Euro (Stand 2005) Umsatz machte die Baltika-Brauerei. Mehrheitsaktionär ist die Baltic Beverages Holding (BBH), diese wiederum gehört je zur Hälfte der dänischen Carlsberg-Brauerei und der schottischen BrauereiScottish & Newcastle. Baltika ist inzwischen die größte Brauerei in Russland und Osteuropa und nach Heineken die zweitgrößte in Europa. Das Joint-Venture wurde 1990 in Sankt Petersburg gegründet und hat sich schnell zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt entwickelt.
Wichtigster Außenhandelspartner der Stadt ist Deutschland.
An Rohstoffen finden sich Kies, Sandstein, Ton und Torf. Hingegen spielt die Landwirtschaft keine Rolle in der lokalen Wirtschaft.
80 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt stehen in Sosnowy Bor zwei Kernkraftwerke, das in Betrieb befindliche Kernkraftwerk Leningrad und das in Bau befindliche Kernkraftwerk Leningrad II. Die Hälfte des Strombedarfs der Region werden von hier eingespeist.
In der Sowjetunion war Sankt Petersburg der Hauptflottenstützpunkt, noch heute befindet sich der Großteil der ehemaligen Schlachtschiffe und U-Boote im Petersburger Militärhäfen. Das erste Dieselmotorschiff der Welt, die Vandal, lief von Rybinsk kommend ab 1903 planmäßig Sankt Petersburg an. Vor der Perestroika bildete der rüstungsindustrielle Komplex 80 Prozent der Leningrader Wirtschaft.
Weitere Unternehmen, die die Sowjetzeit überdauert haben und weltweit bekannt sind, haben ihre Zentrale nach wie vor in Sankt Petersburg. Beispielsweise gibt es dort den renommierten Verlag Prospekt Nauki, bekannt für seine wissenschaftlichen Werke, wie das sowjetische Optik-Kombinat LOMO PLC dessen anfangs unbedeutende Kamera Lomo LC-A (Lomo-Compakt-Automatic), mit ihrer eher zweifelhaften Bildqualität Ausgangspunkt für eine charakteristische künstlerische Photogestaltung, die sogenanntenLomographie, wurde. Ebenfalls in Sankt Petersburg befindet sich das sowjetische Traditionsunternehmen für Uhren, die Uhrenfabrik Petrodworez, mit ihren berühmten Raketa-Uhren.[20]
Tourismus wird ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Laut der UNESCO gehört die Stadt zu den zehn für Touristen attraktivsten Reisezielen weltweit.
Sankt Petersburg ist ein großer Verkehrsknotenpunkt. Hierbei stellt die Stadt eine wichtige Verknüpfung zwischen Seeschifffahrt, Binnenschifffahrt und Eisenbahn her.
Die Häfen von Sankt Petersburgs und der Umgebung sind die bedeutendste Hafengruppe Russlands (Güterumschlag 2012: 57,8 Mio. t) und wichtig für den ganzen osteuropäischen und nordasiatischen Raum. Besonders schnell steigt der Containerverkehr. Linienverbindungen bestehen unter anderem nach Stockholm, Helsinki, Kiel, Lübeck und anderen Hafenstädten an der Ostsee sowie zu allen wichtigen Containerhäfen in der Nordsee. Nachbarhäfen von Sankt Petersburg befinden sich an der Ostsee in Ust-Luga, Primorsk (Öl) und in Wyssozk. Das weitere Wachstum des Hafens an den gegenwärtigen Standorten im Stadtgebiet wird durch fehlende Flächen und die schwierige Anbindung an denHinterlandverkehr über das permanent verstopfte städtische Straßen- und Schienennetz behindert.
Entwicklungsprojekte gibt es im Bereich Lomonossow und Bronka, ein neuer Seehafen für den Container- und RoRo-Umschlag am Südufer der Newa-Bucht, 120 Kilometer westlich von St. Petersburg. Nach der ersten Ausbaustufe des Ende 2015 in Betrieb gegangenen Containerterminals von Bronka stehen 107 Hektar Fläche mit Anbindung an das russische Eisenbahnnetz und zum St. Petersburger Autobahnring zur Verfügung. Hier sind fünf Liegeplätze mit bis zu 14,4 m Wassertiefe bei einer Kailänge von zusammen 1.220 m mit einer jährlichen Umschlagkapazität von 1,45 Mio. TEU vorgesehen. Im benachbarten RoRo-Terminal mit 57 Hektar Größe mit drei Liegeplätzen an 710 m Kailänge können bis zu 260.000 Einheiten im Jahr umgeschlagen werden.[21] Ein weiteres Wachstum soll auch im noch etwas weiter westlich liegenden Seehafen von Ust-Luga erfolgen, hier jedoch besonders für die Umschlaggüter Öl und trockene Massengüter.
Über die Newa und verschiedene Kanäle bestehen schiffbare Verbindungen zum Ladogasee, zur Wolga und zum Weißen Meer. Dabei fahren die Schiffe nachts durch das Stadtgebiet, wofür Klappbrücken hochgeklappt werden. Seit einigen Jahren hat sich die Passagierschifffahrt in Form von Flusskreuzfahrten als guter Wirtschaftsfaktor herausgestellt, wozu der Flusshafen im Süden der Stadt an der Newa gut ausgebaut wurde.
Etwa zwölf Kilometer südlich der Innenstadt liegt der Flughafen Pulkowo. Am 4. Dezember 2013 wurde das neue, moderne Terminal 1 eröffnet. Es grenzt direkt an Pulkowo-I und wickelt den nationalen sowie internationalen Verkehr ab. Seit dem 28. März 2014 werden alle Flüge nur noch über das neue Terminal abgewickelt. Es ist geplant, das alte Terminal Pulkowo-I zu renovieren und an das neue Gebäude durch Bau eines Durchgangs anzuschließen. Von hier aus fliegt die Fluggesellschaft Rossija, in der die ehemalige Pulkovo Airlines aufgegangen ist. Auch zahlreiche ausländische Airlines bedienen den Flughafen, darunter die deutschen FluggesellschaftenAir Berlin, Germanwings und Lufthansa. Sie bieten Direktflüge zwischen Petersburg und Berlin, Frankfurt am Main, Köln/Bonn, Düsseldorf, München, Münster und Wien an. Die Fluggesellschaft Rossija bietet darüber hinaus Flüge nach Hamburg, Hannover und Zürich.
Die erste russische Eisenbahn führte ab 1837 von Sankt Petersburg nach Zarskoje Selo und verband die Hauptstadt mit dem „Zarendorf“. Mit der Eröffnung der Nikolaibahn von Sankt Petersburg nach Moskau 1851 wurden die beiden größten Städte des Russischen Reiches verbunden. Der Bau einer Eisenbahnstrecke von der russischen Hauptstadt nach Warschau folgte zwischen 1851 und 1862. Über eine Zweigstrecke von Wilna über Kownowurde diese an die 1860 fertiggestellte Preußische Ostbahn angeschlossen, über die ab diesem Zeitpunkt via Königsberg Direktverbindung nach Berlin bestand. Bis zum Ersten Weltkrieg fuhr der Nord-Express zwischen Sankt Petersburg und Paris über diese Strecke.
Heute bestehen direkte Eisenbahnverbindungen nach Murmansk („Murmanbahn“), Helsinki (vom Ladoga-Bahnhof aus), Kirow, Moskau (vom Moskauer Bahnhof an der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau), Kaliningrad, Minsk und Berlin (vom Witebsker Bahnhof). Auch Bukarest, Budapest, Chisinau, Kiew, Sotschi, Rostow am Don, Wolgograd und Irkutsk / Baikalsee sind umsteigefrei zu erreichen. Seit Dezember 2012 gibt es einmal in der Woche eine umsteigefreie Direktverbindung nach Berlin. Abfahrt ist am Witebsker Bahnhof.[22]
Sankt Petersburg ist durch zwölf Fernstraßen erschlossen. Am 7. September 2006 wurde der erste Bauabschnitt der neu gebauten Ringautobahn „KAD“ um Sankt Petersburg für den Verkehr freigegeben. Die 66 Kilometer lange Route umgeht die Hafenstadt im Osten. Doch nach wie vor gibt es Engpässe. Begonnen worden war das mit Kosten von bislang etwa zwei Milliarden Euro größte aktuelle Straßenbauprojekt Russlands im Frühjahr 2001.
Für den sich bisher durch die Stadt quälenden Transitverkehr auf der Route von Finnland nach Moskau bedeutet die Autobahn mit ihrer momentanen Kapazität von 50.000 Fahrzeugen pro Tag eine enorme Erleichterung: Die Fahrtzeit zum Passieren der Fünf-Millionen-Stadt dürfte auf etwa ein Drittel schrumpfen. Zum Wahrzeichen der neuen Autobahn wurde eine Ende 2004 eröffnete 2,8 Kilometer lange Hängebrücke, die hoch genug ist, um als einzige Newa-Brücke in Sankt Petersburg zum Passieren des Schiffsverkehrs nachts nicht hochgeklappt werden zu müssen.
Das Hochklappen aller anderen Newa-Brücken, insbesondere in den Weißen Nächten ist zwar touristisch hoch attraktiv, legt jedoch den Straßenverkehr jede Nacht für drei bis fünf Stunden praktisch lahm.
Bislang wies der Ring jedoch noch eine vier Kilometer lange Lücke im Stadtteil Rschewka auf, deren Schließung sich als besonders kompliziert erwies: Hier musste sowohl der Newa-Nebenfluss Ochta als auch ein großes Eisenbahngelände samt einem Bahnhof überbrückt werden. Außerdem stießen die Bautrupps auf eine bei der Planung übersehene unterirdische Ölleitung, die erst verlegt werden musste.
Engpässe gibt es auf der Strecke aber nach wie vor: Der geplante achtspurige Ausbaustand wurde bislang nur auf 25 Kilometern verwirklicht, ansonsten ist die Autobahn vierspurig. Gespart wurde auch an der Anbindung des Autobahnringes an das restliche Verkehrsnetz. Mit nur elf Anschlussstellen wurden zwei weniger als ursprünglich geplant realisiert.
Am 12. August 2011 wurde der Kfz-Tunnel unter dem Hochwasserschutzdamm für den Verkehr geöffnet, damit gilt die 115 Kilometer lange, seit 1979 in Bau befindliche Trasse als vollendet.
Neben der abgekürzt „KAD“ genannten Ringautobahn wird in Sankt Petersburg noch die nur sehr aufwendig zu realisierende Nord-Süd-Stadtautobahn „SSD“ projektiert. Sie wird unter anderem den Petersburger Hafen an den Autobahnring anbinden. Anders als die KAD soll diese Route mautpflichtig werden.[23]
Aufgrund der Lage im Sumpf und der Notwendigkeit, den Vortrieb der Tunnel in den darunter liegenden Ton- bzw. Lehmschichten vorzunehmen, ist die – 1955 eröffnete – Metro die tiefste U-Bahn der Welt. Die bis zu 100 Meter tief gebaute Petersburger Metro hat fünf Linien. Am 28. Dezember 2012 wurden zwei neue Metrostationen nach jahrzehntelangem, wegen finanzieller Schwierigkeiten mehrfach unterbrochenem Bau im dichtbesiedelten Süden der Stadt eröffnet.[24] Außerdem gibt es zahlreiche Bus- und Trolleybuslinien sowie mit der Straßenbahn Sankt Petersburg das ehemals größte Straßenbahnnetz der Welt. Ein großer Anteil des bodengebundenen Reisendenstroms wird jedoch von den Linientaxis („Marschrutkas“) bewältigt. Sankt Petersburg besitzt zusätzlich ein weit in die Oblast Leningrad und bis nach Oblast Pskow, Oblast Nowgorod und die Republik Karelienreichendes Regionalbahnnetz („Elektritschka“).
Erstmals wurde im Sommer 2014 versuchsweise ein Fahrradverleih an 30 Stationen eingerichtet. Die Stadt ist wegen ihrer flachen Topographie und sehr breiten Straßen gut geeignet zum Fahrradfahren.[25]
Sankt Petersburg und Hamburg führen seit 1957 die erste deutsch-sowjetische und erste deutsch-russische Städtepartnerschaft. Diese wurde später zu zwei Dreieckspartnerschaften mit Dresden (seit 1961) und Prag (1991–2014) ergänzt.
Sankt Petersburg unterhält weitere Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
|