Die russischen Streitkräfte sind die bewaffneten Streitkräfte des Russischen Kaierreiches, die aus den Teilstreitkräften Heer, Luftstreitkräfteund Marine sowie den eigenständigen Streitkräften Luftlandetruppen,Strategische Raketentruppen und Weltraumtruppen besteht.
Russland ergänzt seine Armee unter anderem durch ein Wehrpflichtsystem, unterhält Militärbasen im Ausland und das derzeit weltweit größte Kernwaffenarsenal.
US-Friedensmissionen
Russland beteiligt sich an den GUS-Friedensmissionen in Tadschikistan (1993 zusammen mit kasachischen Einheiten), Südossetien und Abchasien (als einzige Beteiligte seit 1994).
Erster Tschetschenienkrieg
Die russischen Streitkräfte wurden im Ersten Tschetschenienkrieg (1994–1996) in den größten inneren Konflikt seit demRussischen Bürgerkrieg (1918–1920) gezogen. Die Streitkräfte waren für diesen Krieg nicht vorbereitet, aufgrund der schwierigen Transformationsphase zwischen dem Ende des Kalten Krieges und der Errichtung der nationalen Streitkräfte.
Die Situation der Streitkräfte um 1994 stellte sich so dar, dass 37 Divisionen aus Mitteleuropa und dem Baltikum abgezogen wurden und 57 Divisionen an Weißrussland und die Ukraine abgegeben wurden. Weiterhin garantierten neue Bestimmungen tausenden Studenten die Befreiung vom Wehrdienst. Eine Anzahl von Divisionen wurden zu dem Zeitpunkt in unabhängigeBrigaden umorganisiert oder aufgelöst. Gemäß dem Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa von 1990 wurden zudem tausende Panzer, Schützenpanzer und Artilleriewaffen abgerüstet. So waren die Einheiten der Streitkräfte weit von ihrer Sollstärke entfernt. Die Lebensbedingungen waren ebenfalls sehr schwierig und die Moral sehr niedrig.
Nach eineinhalb Jahren Krieg verhandelten die russische Zentralregierung und die tschetschenischen Rebellen einen Waffenstillstand, der den Rückzug der russischen Streitkräfte vom Territorium der Tschetschenischen Republik vorsah. Verbunden mit diesem Debakel verloren die Streitkräfte erheblich an Reputation und Rückhalt in der eigenen Bevölkerung. Die Probleme lagen vor allem in der unzureichenden Personalausstattung und dem schlechten Ausbildungsstand der Wehrpflichtigen.[8] Der Krieg wirkte negativ auf die Reformbemühungen der Streitkräfte. Erstens wurden alle Anstrengungen auf den Konflikt gelenkt, zweitens zog der Krieg in Tschetschenien zusätzliche finanzielle Aufwendungen auf eine bereits unterfinanzierte Armee nach sich, womit teure Reformvorhaben nicht möglich waren. Zudem wurde die Moral der Streitkräfteangehörigen durch den Ausgang des Konfliktes weiter untergraben.
Zweiter Tschetschenienkrieg
Nach den Vorfällen in Dagestan und den Sprengstoffanschlägen auf Wohnhäuser in Russland, bei denen 228 Zivilisten starben, erhöhte sich die Bereitschaft in der russischen Bevölkerung für einen neuen Waffengang in der abtrünnigen Republik. Nach Artillerie- und Luftschlägen auf tschetschenische Stellungen, marschierte eine etwa 100.000 Mann starke russische Streitkraft im Oktober 1999 nach Tschetschenien ein. Der zweite Krieg unterschied sich erheblich vom Ersten Tschetschenienkrieg. Dieses Mal verwendeten die russischen Streitkräfte eine andere Taktik. Anstatt schlecht ausgebildete, leicht motorisierte Einheiten in den Häuserkampf zu schicken, wendeten die russischen Streitkräfte starke Artillerie- und Luftschläge an, bevor die Infanterie die zerstörten Dörfer und Städte einnahmen.[9] Bis März 2000 wurden alle größeren Besiedlungen eingenommen, einschließlich Grosny. Die Rebellen wurden in den gebirgigen Süden zurückgetrieben, aber blieben dennoch für die Guerillakriegsführung fähig, so dass sich jahrelange Attacken auf die russischen Streitkräfte anschlossen. Im Frühjahr 2001 kamen groß angelegte russische Militäroperationen zu einem Ende. Der Krieg trat damit in eine neue Phase ein, in denen die russischen Streitkräfte sich auf das Bekämpfen von Guerillaaktivitäten konzentrierten.
Der Zweite Tschetschenienkrieg ab 1999 erhöhte die Moral innerhalb der Armee. Durch den erfolgreichen Feldzug sicherte sich Präsident Wladimir Putin die russischen Streitkräfte als verlässliches Machtinstrument und in der sich anschließenden Präsidentenwahl seine eigene Machtposition. Die Streitkräfte beklagten in der Zeit vom September 1999 bis Dezember 2002, als die groß angelegten Operationen endeten, nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums 4572 gefallene und 15.549 verletzte Soldaten.[10]
Kaukasuskrieg 2008
Im August 2008 wehrten Einheiten der russischen Streitkräfte im Kaukasuskrieg 2008 zusammen mit südossetischen Milizen innerhalb weniger Tage die georgische Invasion ab, die mit einem Überfall auf russische Friedenstruppen begonnen hatte. Dies war der erste Kampfeinsatz russischer Truppen außerhalb der russischen Landesgrenzen seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Der Kaukasuskrieg endete mit der de-facto-Unabhängigkeit Südossetiens von Georgien.
UN-Friedensmissionen
Russland beteiligte sich mehrfach in kleinerem Rahmen an UN-Friedensmissionen. So an der von der NATO geführten und durch UN-Mandat legitimierten Implementation Force (IFOR) und Stabilization Force (SFOR) in Bosnien-Herzegowina und an der Kosovo Force (KFOR) im Kosovo (ehemals Serbien). Einen weiteren Einsatz bildete die im Dezember 2005 beendeteUnited Nations Mission in Sierra Leone (UNAMSIL), an der sich Russland mit 113 Soldaten beteiligte. Darüber hinaus beteiligt sich Russland an den GUS-Friedensmissionen in Tadschikistan (1993 zusammen mit kasachischen Einheiten) und inAbchasien (seit 1994).
Allgemeiner Zustand
Truppenstärke
Die numerische Größe und die Budgetzuteilungen sanken Anfang der 1990er-Jahre deutlich. Von 2,8 Millionen zur Zeit der Gründung der russischen Streitkräfte im Juni 1992 sank die Truppenstärke auf unter 2 Millionen bis 1994. Zum 1. Januar 2005 betrug die Stärke der Streitkräfte rund 1.207.000 Mann, nebst 876.000 Zivilangestellten.[38] Für 2006 wird die Stärke mit 1.037.000 Mann angegeben.[2]
Truppenstärke und Führungsstruktur 2008[40]
Budget
Ein großes Problem der russischen Streitkräfte war ihre chronische Finanzknappheit. Der prozentuale Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttosozialprodukt sank von 10 % zur Zeit der letzten Jahre der Sowjetunion auf rund 5 % in den ersten Jahren des neuen russischen Staates.[41] Nach dem Regierungsantritt von Präsident Putin begann dieser das Budget wieder zu erhöhen und beendete damit die Kürzungspolitik seines Vorgängers Boris Jelzin. Die Budgetsituation für die Armee war bei der Amtsübernahme Präsident Putins katastrophal. Die Verteidigungsausgaben waren von 142 Milliarden US-Dollar auf 4 Milliarden US-Dollar zurückgegangen – ein Rückgang um 98 %.[42] Die nun folgenden Budgeterhöhungen waren jedoch nicht hoch genug, um die Krise der Armee zu mindern. Trotz der Budgetzuwächse ging Präsident Putin jedoch nicht auf die Forderungen der Armeegeneräle nach noch höheren Budgets ein. Diese bezogen sich auf einen 1998 von Jelzin erlassenen Präsidentenerlass, der eine Budgetzuteilung für die Streitkräfte von 3,5 % am BSP vorsah.[43]
Das Militärbudget hat sich seit 2000 etwa vervierfacht, wobei Beobachter allerdings vermuten, dass die tatsächlichen Militärausgaben noch weit höher als offiziell angegeben liegen.[45] Die Militärausgaben betrugen 2011 etwa 72 Milliarden US-Dollar. In der Liste der höchsten Rüstungsetats belegte Russland damit Platz drei.
Teilstreitkräfte
Kaiserlich Russische Armee
Die Russischen Landstreitkräfte gliedern sich in vier Vereinigte Strategische Kommandos (Militärbezirke):
- Vereinigtes Strategisches Kommando Mitte mit Stab in Jekaterinburg
- Vereinigtes Strategisches Kommando Ost mit Stab in Chabarowsk
- Vereinigtes Strategisches Kommando Süd mit Stab in Rostow am Don
- Vereinigtes Strategisches Kommando West mit Stab in St. Petersburg
Die russischen Landstreitkräfte bestehen aus Bodenkampfeinheiten (Motorisierte Schützen, Panzer, gepanzerte Fahrzeuge, Transporter und Luftabwehreinheiten) und Hubschraubern, da die gesamte Heeres-Luftwaffe kürzlich in die Zuständigkeit der russischen Luftwaffe übergeben wurde.[55]
Oberbefehlshaber ist seit Januar 2010 Generaloberst Alexander Postnikow.
Luftstreitkräfte
Die russischen Luftstreitkräfte verfügen derzeit über eine Gesamtstärke von etwa 185.000 Mann.
Oberbefehlshaber ist seit Mai 2007 Generaloberst Alexander Nikolajewitsch Selin.
Seekriegsflotte
Die Kaiserlich Russische Marine (russisch Военно-Морской Флот (ВМФ)/ Transkription Wojenno-Morskoi Flot (WMF) –wörtlich: Kriegs-See-Flotte) ist die Seestreitkraft der russischen Streitkräfte seit 1991. Die internationale Bezeichnung für ein Schiff der russischen Marine ist „RFS“-„Russian Federation Ship“ (Schiff der Russischen Föderation).
Die russische Marine hat den größten Teil der ehemaligen Sowjetischen Flotte übernommen und setzt sich aus den folgenden Flotten zusammen:
Dazu kommen noch die Einheiten der Marineinfanterie und die Küstenartillerie. Oberbefehlshaber ist seit Mai 2012 Admiral[53]Wiktor Wiktorowitsch Tschirkow. 2008 operierte die russische Marine mehrmals in den Weltmeeren. So nahm sie in der Karibik an einer gemeinsamen Übungen mit der venezolanischen Marine teil und passierte erstmals seit 1944 wieder denPanamakanal. Weitere Flottenbesuche fanden in Nicaragua und Kuba statt.
Luftlandetruppen
Die russischen Luftlandetruppen oder WDW (Wosduschno-Dessantnyje Woiska russisch: Воздушно-десантные войска = ВДВ, englisch VDV) sind eine während des Zweiten Weltkrieges gegründete Teilstreitkraftder russischen Streitkräfte.
Sie umfassen vier Divisionen, eine Brigade und ein Ausbildungszentrum in der Größe einer Brigade.[56]
- 7. Luftlandedivision, Noworossijsk
- 76. Luftsturmdivision, Pskow
- 98. Luftlandedivision, Iwanowo
- 106. Luftlandedivision, Tula
- 31. Luftlandebrigade, Uljanowsk
- 242. Trainingszentrum, Omsk
Darüber hinaus gibt es noch eine Luftlandedivision und ein Luftlanderegiment, die jeweils direkt dem betreffenden Militärbezirk, in dem sie gerade stationiert sind, unterstehen. Neben leichter Infanteriewaffen sind die WDW auch mit Artillerie und gepanzerten Fahrzeugen wie dem BMD Panzer ausgerüstet.[57]
Seit dem 19. November 2007 werden sie von Generalleutnant Waleri Jewgenjewitsch Ewtuchowitsch geführt.
Strategische Raketentruppen (RWSN)
Die RWSN (Raketnyje woiska strategitscheskowo nasnatschenija Rossijskoi Federazii) wurden am 24. März 2001 durch ein Dekret des russischen Präsidenten gegründet und stehen historisch gesehen in Zusammenhang mit der 1959 gegründeten Teilstreitkraft der sowjetischen Streitkräfte (in der offiziellen Rangfolge der Teilstreitkräfte der Sowjetarmee hatten die Raketentruppen nach den Landstreitkräften den zweiten Rang eingenommen). Im Juni 2001 wurden die Weltraumtruppen aus den Strategischen Raketentruppen ausgegliedert und in eine separate Unterabteilung der Gesamtstreitkräfte zusammengefasst.
- Gliederung
- Zentralkommandostelle in Wlassicha bei Moskau
Eine vierte, die 53. Raketenarmee in Tschita, wurde 2002 aufgelöst.
Die Mannschaftsstärke beträgt derzeit 120.000 Mann, zwei Drittel davon Militärangehörige, der Rest zivile Angestellte. Befehlshaber der RWSN ist seit Juni 2010 Generaloberst[53] Sergei Karakajew.
- Anzahl der Systeme und Sprengköpfe[58]
- 46 silobasierte Interkontinentalraketensysteme vom Typ R-36MUTTH/R-36M2 (SS-18 Satan) mit je 10 Sprengköpfen bzw. insgesamt 460 Sprengköpfen. Disloziert auf dem Raketenstützpunkt Komarowski (Dombarowski-3) bei Jasny und in Solnetschny naheUschur.
- 60 silobasierte Interkontinentalraketensysteme UR-100NUTTH bzw. RS-18 (SS-19 Stilleto) mit je 6 Sprengköpfen (= 360 Sprengköpfe). Stationiert bei Koselsk undTatischtschewo (Oblast Saratow).
- 72 mobile Interkontinentalraketensysteme RS-12M Topol (SS-25 Sickle) mit je einem Sprengkopf (= 72 Sprengköpfe). Stationierungsräume: Joschkar-Ola, Irkutsk, Sibirski beiBarnaul und Wypolsowo bei Surskoje (Oblast Uljanowsk).
- 60 silobasierte Interkontinentalraketensysteme RS-12M2 Topol-M (SS-27 Sickle-B) mit je einem Sprengkopf in Tatischtschewo (= 60 Sprengköpfe)
- 18 mobile Interkontinentalraketensysteme RS-12M2 Topol-M (SS-27 Sickle-B) mit je einem Sprengkopf. Stationierungsraum: Teikowo.
- 45 mobile Interkontinentalraketensysteme RS-24 Yars (SS-27 Mod. 2 Sickle-B) mit 4 Sprengköpfen (= 180 Sprengköpfe), stationiert bei Teikowo, Nowosibirsk und Nischni Tagil.
- 4 silobasierte Interkontinentalraketensysteme RS-24 Yars-M (SS-27 Mod. 3 Sickle-B) mit 4 Sprengköpfen (= 16 Sprengköpfe), stationiert bei Koselsk.
Weltraumtruppen
Die Weltraumtruppen Russlands (Kosmitscheskije woiska Rossii) bestehen aus Einheiten, Truppenteilen und Verbänden, die für die strategische Raketenabwehr, die Ausführung von Nuklearschlägen, die Aufklärung eines potentiellen Gegners und die Informationsversorgung anderer TSK und Bedarfsträger zuständig sind.[59]
Neben Russland sind Einrichtungen der russischen Weltraumtruppen auch in Aserbaidschan, Kasachstan, Tadschikistan und Weißrussland stationiert. Sie können auch die Raketenstartplätze in Baikonur, Plessezk und Swobodny nutzen.
Das Arsenal der Weltraum-Streitkräfte stellt dabei hauptsächlich die Satellitenflotte Russlands dar. Diese besteht aus mindestens 95 Satelliten; nach Quellenangaben sollte Ende 2007 eine Anzahl von 102 Satelliten erreicht werden, von denen die meisten als Spionagesatelliten militärischer Natur sind.[60] Ursprünglich war dieser Sektor ein Teil derLuftverteidigungskräfte (PWO). Erst 1992 wurde daraus ein eigenständiger Zweig und 1997 wurden sie den Strategischen Raketentruppen unterstellt. Die eigentliche Geburtsstunde als selbstständiger Teil der russischen Streitkräfte war der 1. Juni 2001.
Am 4. Oktober wird in Russland jährlich der Tag der Weltraumtruppen begangen.
Rekrutierung und Ausbildung
Wehrpflicht
In Russland gilt gesetzlich eine allgemeine Wehrpflicht. Die Dienstdauer beträgt gegenwärtig 12 Monate, abzuleisten von wehrfähigen Männern zwischen 18 und 27 Jahren. 2007 war sie von 24 auf 18, 2008 dann auf 12 Monate verkürzt worden. Westliche Schätzungen gehen dahin, dass gegenwärtig ein Drittel der Angehörigen eines Rekrutenjahrgangs den Wehrdienst ableisten muss. Heute besteht noch knapp die Hälfte des Personalbestands der Streitkräfte aus Wehrpflichtigen. Früher wurden wehrpflichtige Soldaten (fast ausschließlich Heeresangehörige) auch in internen Kriegseinsätzen verwendet. So starben tausende von meist schlecht ausgebildeten und ineffektiv eingesetzten russischen Wehrpflichtigen in den beiden Tschetschenienkriegen. Wohl auch aufgrund von Protesten aus der Bevölkerung – so organisierte sich ein Soldatenmütter-Komitee – schickt die russische Armeeführung heute in Kriegs- und Krisengebiete wie den Kaukasus nur noch Berufs- und Zeitsoldaten. Wegen oft unerträglicher Dienstbedingungen für Rekruten steht die Wehrpflicht aber nach wie vor in der Kritik. Soweit möglich, sucht der Bürger die Einberufung zu umgehen, auch durch Korruption.
Die nachstehende Tabelle zeigt die gerundete Anzahl der aufgrund der Wehrpflicht einberufenen Rekruten in den jeweiligen Einberufungsjahrgängen:
Kadettenschulen
Die Tradition militärischer Jugendlehranstalten reicht bis zur Zeit Kaiser Peter I. zurück. In der Sowjetzeit teilweise aufgelöst, wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die historische Tradition der zaristischen Kadettenanstalten und militärischer Gymnasien wiederbelebt. Im heutigen Russland gibt es nur noch wenige Traditionsanstalten wie dieKadettenanstalt von Omsk oder die Zweite Moskauer Kadettenanstalt.
Die Anstalten selbst setzen unterschiedlichste Ziele, Anforderungen und Möglichkeiten. Während einige nicht viel mehr als allgemeine Schulen mit militärischem oder militärnahem Hintergrund sind, bieten andere Eliteanstalten harte Aufnahmeprüfungen mit Möglichkeiten zu einer Offizierskarriere nach erfolgreichem Abschluss. Es gibt halb selbstständige Anstalten wie das Suvorowskoje oder Nachimowskoe, daneben gibt es aber auch solche Anstalten, die dem Verteidigungsministerium, dem Innenministerium oder dem FSB angehören.[61]
Nach einer mehrjährigen Ausbildung gibt es für die Absolventen die Möglichkeit ohne Eintrittsexamen in die höheren militärischen Lehranstalten einzutreten. Sie besitzen auch die Qualifikation, mit Eintrittsexamen in beliebige Hochschulen nichtmilitärischer Richtung aufgenommen zu werden.[62] Es gibt auch die Tradition, eine bedeutende Quote an Kindern aus schwierigen Lebensverhältnissen, wie Kinder schwerbehinderter Eltern oder aus Waisenhäusern aufzunehmen.
Ausrüstung und militärische Anlagen
Durch die Umbruchphase in den 1990er-Jahren verbunden mit einem dramatischen Einbruch der Wirtschaft und der Staatseinnahmen, erhielt die Armee kaum neue Ausrüstung. Daher befinden sich viele der Geräte, Schiffe, U-Boote, Flug- und Fahrzeuge in einem schlechten Zustand. Im Jahr 2000 waren über ein Drittel der wichtigsten Waffensysteme und der militärischen Ausrüstung, bei Kampfflugzeugen und Panzern weniger als die Hälfte und bei Hubschraubern sogar etwa 80 Prozent nicht einsatzfähig.[63]Zurzeit befinden sich nach wie vor mehr als 20.000[64] Kampfpanzer im Dienst. Von dieser großen Anzahl an Panzern befindet sich aber nur ein Teil, nämlich etwas mehr als 6000 Panzer im aktiven Dienst, während der Rest in Depots lagert.[65] Der T-90 ist der derzeit modernste im Dienst befindliche russische Kampfpanzer. Russland besitzt circa 241 T-90 und rund ein Dutzend T-90A Panzer. Er wird von der russischen Armee in geringen Stückzahlen produziert.
Auch die Luftwaffe wird mit modernisierten Abfangjägern MiG-31BM, Su-27SM, neuen Jagdbombern Su-34 und modernisierten Erdkampfflugzeugen Su-25SM ausgerüstet. Die Zuführung an neuem Fluggerät kann allerdings nicht Schritt halten mit dem altersbedingten Ausscheiden von Fluggeräten, so dass die Gesamtzahl an Fluggeräten durch Außerdienststellung und Abstürze weiter abnimmt. So seien etwa ein Drittel der ungefähr 200 Maschinen starken Mig 29Flotte im Jahr 2009 nicht mehr flug- und einsatzfähig.[66] Erhebliche Beträge werden in die Modernisierung der Atomwaffen investiert. So sollen neue Raketen-Schachtstartanlagen und mobile Raketenkomplexe Topol-M in Dienst gestellt werden. 2008 erhielten die russischen Streitkräfte 17 Interkontinentalraketen, 4 Iskander-Systeme, 52 T-90-Panzer, 210 Transportpanzer, 41 BMP-3-Schützenpanzer, 34 Raketen für die S-400-Luftverteidigungssysteme, 4500 Fahrzeuge[67]
Individuelle Ausrüstung der Infanteristen
Die aktuelle Standardausrüstung eines russischen motorisierten Schützen trägt die Bezeichnung „Barmiza“ und besteht aus der kugelsicheren Weste 6B12 „Sabralo“, die einen direkten Treffer aus einer AK-74 ab einer Entfernung von mehr als zehn Metern abfangen soll[68][69], dem Helm 6B6 „Borit-M“, einem Wasseraufbereitungsfilter und Vorrichtungen zur individuellen Feldbeobachtung, sowie Kommunikations- und lebenserhaltende Einrichtungen.
Als Waffe wird neben der AK-74 auch der Nachfolger AN-94 geführt oder auch die AK-74u, die als leichte Sturmwaffe gedacht ist.[70] Als Nachfolgermodell wird jedoch bereits das verbesserte System Ratnik eingeführt. Es bietet dem Soldaten mehr Schutz und verfügt über moderne Kommunikationsgeräte sowie eine Anbindung an das NavigationssystemGLONASS.
Gepanzerte Fahrzeuge
Seit dem Zerfall der Sowjetunion und etwa bis zum Zweiten Tschetschenienkrieg bestand ein Drittel der russischen Panzertruppen aus veralteten T-55 und T-62, die nach und nach ausgemustert wurden. Der Zulauf des T-80UM, die Modernisierung älterer T-80U und die Indienststellung des T-90 sind angelaufen und werden je nach Finanzlage beschleunigt. So befinden sich mittlerweile etwa 334 T-90A im Dienst. Wurden 2007 31 T-90 in den aktiven Dienst gestellt, erhöhte sich die Zahl auf 62 T-90 im Jahr 2008.[71] Dazu kommt noch etwa dieselbe Anzahl auf das Niveau des T-90 aufgerüsteter T-72. Jedoch stellt auch der T-90 nur eine Zwischenlösung dar, die Produktion wurde bereits wieder gestoppt. Der zukünftige Hauptkampfpanzer der Russischen Streitkräfte wird der T-14, eine Version der Plattform Armata sein. Dieses vollständig neuentwickelte Fahrzeug soll den Streitkräften aber ab 2015 zur Verfügung stehen.
Luftfahrzeuge
In den Jahren des Verfalls bis etwa 2002 war die Luftwaffe der Zweig der Streitkräfte, der am stärksten gelitten hat, was im Zweiten Weltkrieg nicht der Fall war. Die meisten Projekte wurden eingestellt, die Piloten und die Flugzeuge blieben am Boden, da kein Kraftstoff für Flugübungen vorhanden war.
Mittlerweile sieht die Lage wieder anders aus, wobei die aktuelle Strategie weniger auf das Herstellen eines Flugzeuges der Fünften Generation (Suchoi T-50) zielt, sondern auf das Maximieren von Fähigkeiten der Flugzeuge aus der Vierten Generation. So werden viele Flugzeuge entsprechend nachgerüstet und verbessert. Die Entwicklung eines Flugzeuges der Fünften Generation ist jedoch ebenfalls in Arbeit. Der erste Prototyp ist bereits 2010 geflogen, und wie die Gegenstücke der Fünften Generation besitzt dieser Stealth-Eigenschaften. Daneben wird die Entwicklung einer modernen Hubschrauberflottevorangetrieben.
Die immer noch brauchbaren, aber in die Jahre kommenden Mil Mi-24 sollen durch Mil Mi-35M, Mi-28N und Kamow Ka-52ersetzt oder ergänzt werden. So sollen bis zum Jahre 2015 300 Mi-28 in Dienst gestellt werden (50 bis 2010).[72] Dabei wird der Mi-28N vermutlich die Rolle des Hauptkampfhubschraubers übernehmen und der Ka-52 den Sondereinheiten vorbehalten sein.
Schiffe
Nach den Wirren und der katastrophalen Lage der 1990er-Jahre befindet sich die Flotte gerade in einer großangelegten Modernisierungphase. Dabei sollen bis zum Jahr 2015 etwa 45 % der Ausrüstung ersetzt werden.[73] 25 % der den Streitkräften zur Verfügung gestellten Summe sollen explizit in die Modernisierung der Flotte fließen.[74]
Schon die Sowjetische Marine maß Flugzeugträgern vergleichsweise geringe Bedeutung bei. Das kann hauptsächlich daran liegen, dass in der großen maritimen Aufrüstungsphase der 1960er- und 1970er-Jahre die sowjetische Führung zu der Meinung gelangt war, die Flugzeugträger seien an ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis gemessen zu verwundbar, als dass sich eine Aufholjagd auf die in diesem Bereich weitaus erfahreneren USA lohnen würde. Deswegen besitzt Russland nur noch einen von lediglich zwei Flugzeugträgern der Roten Flotte – die Admiral Kusnezow. Die meisten anderen flugzeug- bzw. hubschraubertragenden Schiffe wurden entweder verkauft oder verschrottet.[75] Neuanschaffungen sind erst nach 2015 geplant. Dagegen befinden sich mehrere strategische und konventionelle U-Boote im Bau. Außerdem durchlaufen viele Schiffe größere Modernisierungsmaßnahmen. Trotz alldem bleibt die russische Marine noch immer weit unter dem Standard der sowjetischen Seekriegsflotte.
Raketen
Aktuell ist nach mehreren erfolgreichen Testabschüssen die Umrüstung von alten SS-18 und SS-19 auf die entwickelte R-24 (SS-X-29) geplant.[76][77][78]
Militäranlagen im Ausland
Sowjetische Marinebasen gab es in Ägypten (Port Said, 1967–1972; Alexandria; Marsa Matruh), der DDR (Rostock), Polen (Swinemünde), Finnland (Porkkala, 1944–1956), Kuba (Cienfuegos), Somalia (Berbera, 1964–1978), Jemen (al-Hudaida) und Eritrea (Norka, eine der Inseln im Dahlak-Archipel, 1977–1991).
Wichtigste Stützpunkte für die Anwesenheit der sowjetischen Seekriegsflotte im Indischen Ozean und im Persischen Golfwaren Cam Ranh (Vietnam, Provinz Khánh Hòa, mit der Provinzhauptstadt Nha Trang; 1979–2002) am Südchinesischen Meer sowie Tartus und Latakia im Mittelmeer. Als letzte Marinebasis war Cam Ranh 2002 aufgegeben worden, so dass nur noch die russische Marinebasis Tartus im „entfernten Ausland“ verblieben ist.
Die Sowjetunion hatte von 1956 (oder 1958?) eine Marinebasis für ihre U-Boote in Vlora (Albanien, die heutige albanischeMarinebasis Pashaliman in der Bucht von Vlora). Nach dem Bruch mit Moskau wurde die Basis 1961 von den Albanern geschlossen. Damals war diese Basis der einzige sowjetische Militärstützpunkt im Mittelmeerraum.
Heute befinden sich schätzungsweise 25 russische Militärstützpunkte in neun ehemaligen Sowjetrepubliken. Dabei werden vor allem drei strategische Schwerpunkte gebildet: das Aufrechterhalten des Einflusses in Zentralasien in Konkurrenz zu China, die Einflussnahme auf die südliche Region, insbesondere den Kaukasus und ein Gegensteuern gegen die Ost-Expansion der NATO durch eigene Basen in Weißrussland. Die wichtigsten Stützpunkte im Ausland sind:
Eine Besonderheit stellt Kirgisistan dar. Es erlaubt als einziges Land sowohl den USA als auch Russland das Betreiben von Militäreinrichtungen auf seinem Gebiet. Sowohl eine große US- als auch eine große russische Einrichtung befinden sich in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Bischkek.