Russische Eisenbahnen


Rossijskije schelesnyje dorogi

 
 
Rossijskije schelesnyje dorogi (RŽD)
Logo der RŽD
Rechtsform Aktiengesellschaft (OAO)
Gründung 1. Oktober 2003
Sitz MoskauRussland Russland
Leitung Oleg Belosjorow[1] (Präsident)
Mitarbeiter 835.800 (2014)[2]
Umsatz 975,5 Mrd. RUB (2007)
Branche Transport/Logistik
Website http://www.rzd.ru/
 
Elektrische Gleichstromlokomotive VL10 der Regionalabteilung Süd-Ural

Die Rossijskije schelesnyje dorogi; deutsch: Russische Eisenbahnen, kurz: RŽD oder RZhD) sind die staatliche Bahngesellschaft der Russischen Föderation, die als offene Aktiengesellschaft (russisch Открытое акционерное общество, Otkrytoje akzionernoje obschtschestwo, Abkürzung OAO) organisiert ist.

Sie übernahmen den größten Teil der Infrastruktur und Fahrzeuge der Sowjetischen Eisenbahnen. Das in regionale Eisenbahnbetriebe unterteilte Unternehmen betreibt ein Streckennetz mit einer Gesamtlänge von etwa 85.500 Kilometern mit der Spurweite 1520 mm. Davon sind 22.000 Kilometer mit Wechselspannung 25.000 V (50 Hz) und 18.800 Kilometer mit Gleichspannung 3000 V elektrifiziert. Der Hauptsitz befindet sich in Moskau. Bei den RŽD sind etwa 1,2 Millionen Menschen beschäftigt. Das Unternehmen betreibt außerdem das Allrussische Forschungsinstitut für Schienenverkehr mit der Experimentalstrecke bei Schtscherbinka südlich von Moskau.
 

Eisenbahnstrukturreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl die RŽD als Gesamtunternehmen Gewinn erwirtschaftet, waren die Verflechtung staatlicher und unternehmerischer Aufgaben, die Quersubventionierung defizitärer Unternehmensbereiche sowie der niedrige Qualitätsstandard aus technischer und Fahrgastsicht Anlass für eine Eisenbahnstrukturreform, die sich an anderen Bahnreformen orientiert. Diese weist drei Etappen auf, die sich auf den Zeitraum 2001 bis 2010 erstrecken.

In der ersten Etappe 2001 bis 2002 wurden staatliche und unternehmerische Aufgaben getrennt.

Am 1. Oktober 2003 wurde die Umwandlung der Bahngesellschaft in eine Aktiengesellschaft eingeleitet.[3] Dabei gingen die unternehmerischen Aufgaben in einer sogenannten offenen Aktiengesellschaft (russisch Otkrytoje akzionernoje obschtschestwo, Abkürzung OAO) auf. Sie wurden aus dem ehemaligen Eisenbahnministerium MPS (Ministerstwo Putej Soobschenija, Министерство путей сообщения) ausgegliedert. Dabei übernahm die Aktiengesellschaft das gesamte Eisenbahnvermögen (im Gegensatz zur Bahnreform in Deutschland). Der russische Staat hält zwar gegenwärtig noch alle Aktien, allerdings wird Bahnchef Jakunin mit der Äußerung zitiert, etwa 15 Prozent der Unternehmensanteile an einen „strategischen Investor“ veräußern zu wollen.[4]

Die zweite Etappe 2003 bis 2005 hatte die Förderung des Wettbewerbs im Güterverkehr, die Effizienzsteigerung in der Verwaltung und die Verringerung der Quersubventionierung des Personenverkehrs zum Ziel. In diesem Zeitraum wurden zahlreiche Tochtergesellschaften gegründet und ein neues Tarifsystem eingeführt. Seit 2004 erfolgt für jeden Geschäftsbereich eine eigene Bilanzierung.

In der dritten Etappe 2006 bis 2010 (Investitionsphase) erfolgte die Bildung einer Holding mit zwei Güterverkehrs- und einer Personenverkehrsgesellschaft.[5] Im Güterverkehr wurde 2007 die Tochter Perwaja Gruzowaja Kompanija (PGK, Freight One), die etwa 244.000 Güterwagen (ein Viertel des Gesamtbestands) erhielt und 2010 die zweite Tochter Wtoraja Gruzowaja Kompanija (WGK, Freight Second), die 156.000 Güterwagen erhielt, gegründet. Die am 26. August 2010 gegründete Gesellschaft JSC Federal Freight ist nach eigenen Angaben einer der größten Cargo-Betreiber Russlands.[6] Im Oktober 2011 wurden fast 75 Prozent der Aktien der PGK an die UCL-Holding des Milliardärs Wladimir Lissin verkauft.[7]

Der damalige Ministerpräsident von RusslandWladimir Putin, kündigte 2008 ein umfangreiches Eisenbahnentwicklungsprogramm bis 2030 mit Investitionen von 380 Milliarden Euro an. Mit diesen Mitteln sollen neue Lokomotiven und Wagen angeschafft sowie 20.000 km Bahnstrecke errichtet werden. Erstmals sollen damit auch abgelegene Regionen einen Bahnanschluss erhalten.[8]

 
Die wichtigsten Strecken der RŽD
 
Nahverkehrszug ED4M des Herstellers Transmaschholding, an dem die RŽD beteiligt ist

Regionale Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die RŽD bestehen aus 16 regionalen Eisenbahnen:

Region PrimorjeRegion ChabarowskJüdische Autonome OblastOblast Amur (teilweise), JakutienSachalin
Oblast WladimirOblast Nischni NowgorodOblast KirowMari ElTschuwaschienUdmurtienTatarstan (teilweise), Mordwinien (teilweise), Baschkortostan (teilweise), Region Perm (teilweise), Oblast Swerdlowsk (teilweise)
Oblast Kaliningrad
Region KrasnojarskOblast Irkutsk (teilweise), Oblast Kemerowo (teilweise)
Region TransbaikalienOblast Amur (teilweise)
Oblast OmskOblast TomskOblast NowosibirskRegion AltaiOblast Kemerowo (teilweise)
BurjatienOblast IrkutskRegion Transbaikalien (teilweise)
 
RŽD-Elektrotriebzug ED4MKM

Geplante oder in Bau befindliche Strecken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leistungskennziffern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die RŽD leistete im Jahr 2011 139,8 Milliarden Personenkilometer und 2703,7 Mrd. Tonnenkilometer. Im Fernverkehr fuhren 114,8 Millionen Fahrgäste und 877,6 Mio. Fahrgäste fuhren im Nahverkehr mit der Bahngesellschaft. 1241,6 Mio. Tonnen Fracht wurden in diesem Jahr transportiert.[9]

Die Gesellschaft nahm 1288,3 Mrd. russische Rubel ein und gab 1215,5 Mrd. Rubel aus. Vor Steuern wurde 76,6 Mrd. Rubel, nach Steuern 16,8 Mrd. Rubel Gewinn erwirtschaftet.[10]

Auslandsverbindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
RŽD-Schlafwagen WLABmee in Berlin

Da die Strecken der ehemaligen Sowjetunion die Breitspur 1520 mm haben, die Eisenbahnnetze Mittel- und Westeuropas sowie Chinas jedoch Normalspur 1435 mm, müssen die Wagen internationaler Züge an diesen Grenzen umgespurt werden. Dabei wird der Wagenkasten von den Drehgestellen abgehoben und auf Drehgestelle der anderen Spurweite gesetzt. Automatische Spurwechselsysteme, die es nicht mehr erfordern, die Drehgestelle zu wechseln, wurden entwickelt, sind jedoch noch nicht im regulären Einsatz. Alle im Normalspurnetz eingesetzten Wagen der RŽD sind Schlafwagen.

Die in ganz Mittel- und Westeuropa einsetzbaren spurwechselfähigen Schlafwagen der RŽD wurden im 20. Jahrhundert vom Waggonbau Görlitz entwickelt und gebaut.

Die ersten Spurwechselschlafwagen wurden 1953 beschafft, waren jedoch noch nicht RIC-fähig. Erste RIC-Schlafwagen mit Schürze wurden ab 1959 geliefert. Ab 1967 folgten die ersten 24,5 m langen Schlafwagen nach dem Standard UIC-Y, die erstmals mit Klimaanlage ausgerüstet waren. Die ab 1972 gelieferten Wagen hatten nur eine Druckbelüftungsanlage. Ab 1978 folgte die letzte UIC-Y-Serie, wieder mit Klimaanlage.

Ab 1994, schon nach Auflösung der SŽD, wurden 80 moderne 26,4 m lange UIC-Z-Schlafwagen (WLABmee) mit Klimaanlage geliefert, deren Drehgestelle GP200 eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ermöglichen. Die Schlafwagen haben im Allgemeinen Dreibettabteile für universelle Belegung mit ein bis drei Passagieren. Einige der 1994 gebauten Wagen wurden in Luxusschlafwagen (WLSRmee) umgebaut und haben nun vier große Zweibettabteile mit eigenem Bad sowie eine Bar, diese werden heute auf den Strecken Moskau – Berlin – Paris und Moskau – Nizza eingesetzt.

Seit 2014 gehen 200 neue RIC-Schlafwagen mit Vierbettabteilen (WLABmz) in Betrieb, die von Siemens Rail Systems entwickelt wurden. Die Wagen werden im Siemens-Werk Wien-Simmering gefertigt, dieNormalspurdrehgestelle in Graz und die Breitspurdrehgestelle im Waggonbauwerk Twer der Transmashholding.[11] Sie haben inzwischen die meisten älteren Typen im Verkehr ins Normalspurgebiet abgelöst, WLSRmee sind weiterhin im Betrieb, außerdem einige Wagen älterer Bauart, die aufgrund ihrer Eigenheizung auf Verbindungen nach St. Petersburg erforderlich sind.

Bis ca. 2012 kamen auch Weitstreckenpersonenwagen mit Vierbettabteilen und größerem Fahrzeugumgrenzungsprofil nach Bulgarien und Polen, früher auch in die DDR. Sie wurden von 1948 bis 1998 in den Waggonbauwerken Ammendorf, Görlitz und Bautzengefertigt. Diese Wagen liefen als Lademaßüberschreitung und konnten im Normalspurnetz nur auf bestimmten Strecken eingesetzt werden.

Auslandsaktivitäten des RŽD-Konzerns[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 2008 wurde zur Vermarktung des geplanten Containerzuges Trans-Eurasia-Express das Joint Venture Trans Eurasia Logistics GmbH (TEL) zwischen der RŽD und der DB Mobility Logistics AG gegründet. Diese Gesellschaft hat das Ziel, den Trans-Eurasia-Express als Blockzug zwischen Europa, Russland und China schrittweise aufzubauen und übernimmt die Koordination zwischen den beteiligten Eisenbahngesellschaften.[12] Angesichts der globalen Wirtschaftskrise wird der Trans-Eurasia-Express jedoch nicht wie geplant 2009 starten. Deswegen soll zunächst der Verkehr zwischen Deutschland und Russland aufgebaut werden.[13]

Die RŽD betreibt die Eisenbahn in Armenien unter dem Namen Harawkowkasjan Jerkatughi bzw. Juschno-kawkaskaja schelesnaja doroga seit dem 1. Juni 2008 nach dem Gewinn einer Ausschreibung zunächst für 30 Jahre. Während dieses Zeitraums sollen mindestens 570 Millionen USD investiert werden, 70 Prozent davon in die Infrastruktur.[14]

In Nordkorea beteiligt sich die RŽD an Ausbau und Betrieb der grenzüberschreitenden Strecke vom russischen Chassan nach Rajin und am Bau eines Containerterminals in Rajin.

 HauptartikelBahnstrecke Chassan–Rajin

Die RŽD hat im Mai 2009 zusammen mit der ukrainischen und slowakischen Eisenbahn sowie der ÖBB ein Joint Venture gegründet, um die Möglichkeit einer Verlängerung der breitspurigen Bahnstrecke Uschhorod–Košice um 600 Kilometer nach Wien zu prüfen. Dazu wird die Breitspur Planungs GmbH in Österreich gegründet, an der die vier Eisenbahngesellschaften zu gleichen Anteilen beteiligt sind.[15]

Im Jahr 2009 wurde mit dem österreichischen Baukonzern Alpine Holding die Tochtergesellschaft Alpine-RZDstroy GmbH für die Durchführung gemeinsamer Infrastrukturvorhaben, wie zum Beispiel Infrastrukturneubauten für Sotschi 2014, gegründet.[16][17]

In Libyen baute eine Tochtergesellschaft der RŽD seit 2008 die Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke Sirt–Bengasi. Seit dem Beginn des Aufstandes in Libyen sind die Bauarbeiten eingestellt.

Seit 2006 existiert ein Joint Venture mit der Finnischen Staatsbahn mit Namen Karelian Trains, das seit 2010 den Verkehr zwischen Helsinki und Sankt Petersburg mit Hochgeschwindigkeitszügen betreibt.


 

 
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